Germanische Gottheiten
Übersicht der Götter - Kurzvorstellung
Die wichtigsten Verwandtschaftsbeziehungen, Funktionen und Attribute sind auf dieser Seite stichpunktartig zusammengefasst.
"Das altgermanische Wort goth, das die Gesamtheit der göttlichen Wesen
bezeichnete und noch im späten Altnordisch ein sächliches Mehrzahlwort war (góð =
Götter), leitet sich von der indogermanischen Wurzel *guthom - anrufen -
ab. Die Götter sind also 'die Angerufenen', d.h. ihre Wirklichkeit offenbart sich, vollständig
oder überhaupt erst, durch die Rituale, mit denen wir in Beziehung zu ihnen treten
und mit ihnen kommunizieren. Das ist klar, wenn die Götter der Geist der Natur
sind. Auch der Geist eines Menschen zeigt sich erst, wenn wir mit ihm in Beziehung
treten."
[VfGH]
Die Entsprechungen Gottheit - Wochentag finden sich auf einer separaten Seite. Eine stammbaumartige Übersicht findet sich hier. Generell ist diese Übersicht nur als wirklich "grob" zu verstehen, da ich vorausetze, daß jemand, der interessiert ist, sich entsprechende Literatur zulegt. Von daher will ich hier auf Abschreiben von Götterattributslisten verzichten.
Männliche Gottheiten |
Weibliche Gottheiten |
Männliche Gottheiten |
Ægir (Hler, Gymir)
- Meeresriese. Im Gegensatz zu Njörd steht er für die rauhe See, den Tod auf See, Untergang und Ertrinken.
- Seine Frau ist Ran, mit der er neun Töchter hat, die Meereswellen. Von ihnen, so wird angenommen, stammt Heimdall ab.
- Ægir ist speziell für seine Gastfreundschaft gegenüber den Göttern bekannt.
Balder / Balder / Baldur
"Odins anderer Sohn ist Baldur. Von ihm ist nur Gutes zu sagen: Er ist der beste und wird von allen gelobt.
Er ist so schön von Antlitz und so glänzend, daß ein Schein von ihm ausgeht. Ein Gras ist so licht, dass es mit Baldurs Braue verglichen wird,
es ist das weißeste aller Gräser: Davon magst du auf die Schönheit seines Haares sowohl als seines Leibes schließen. Er ist der weiseste, am schönsten
sprechende und trostherzigste von allenAsen. Und solche Natur folgt ihm, daß keiner seine Urteile einhalten kann. Er bewohnt im Himmel die Stätte, welche
Breidablik heißt. Da wird nichts Unreines geduldet, wie hier gesagt wird:
Breidablik heißt es, da hat Baldur sich
die Halle erhöht
in jenem Land, wo ich liegen weiß
die wenigsten Unheilsstäbe."
[Gylfaginning 22]
- Sohn von Odin und Frigg, Mann der Nanna und Forsetis Vater. Baldhere = kühner Herr (oder Herleitung von idg. *bhel- = weiß). Er lebt in Breidablik.
- Der "weiße Ase", ein heller, strahlender, ehrlicher, offener und reiner Gott, über den aber in den nordischen Mythen nur sein Tod überliefert ist.
- Baldur träumt von seinem Tod (Baldurs Draumar) und wird dann von seinem blinden Bruder Hödr, der von Loki angestiftet wurde, mit einem Mistelzweig erschossen. Erst nach den Ragnarök kann er wiederkehren aus Hel. Siehe dazu auch: Warum mußte Hödur sterben?
- Saxo Grammaticus erzählt die Geschichte von Balder etwas anders: Bei ihm sind Balder und Höd menschliche Helden. Höd ist nicht blind und nicht der Bruder Balders. Höd erschlägt Balder mit einem Schwert im Streit um eine Frau. Weder Balder noch Höd kommen später einmal aus der Unterwelt zurück.
- Mistel (als Heilpflanze) und Kamille (nordisch Baldrs Brá, Baldurs Braue) sind ihm geweiht.
- Baldur ist kein Sonnengott (die Sonne, Sol, Sunna, ist in der germanischen Mythologie weiblich), aber er findet sich im Jahreskreis wieder: Zur Sommersonnenwende erinnern wir uns an seinen Tod in der "Blüte des Lebens". Dann folgt der Abstieg des Lichtes, das an Jul wiedergeboren wird, wenn das Rad des Jahres zu einem neuen Umlauf ansetzt.
- Mit Baldur assoziiert man den Schwan, Sonnenräder, Julleuchter.
- Anrufungen
Börr, Börr, Borr, Burr
- Burr heißt der Vater von Odin, Vili und Vé (die er mit der Riesentochter Bestla zeugt)
- Nach Snorri ist er der Sohn von Buri, welchen die Urkuh Audumla aus dem Ureis hervorbrachte.
Bragi
"Ein anderer Ase heißt Bragi. Er ist wegen seiner Weisheit berühmt, besonders aber für seine Redegewandtheit und seine Wortkunst;
er weiß am meisten von der Dichtung, und nach ihm wird die Dichtkunst benannt, und nach ihm wird jemand Dichter oder Dichterin genannt,
wenn er mit Worten geschickter ist als andere. Seine Frau heißt Idun; sie verwahrt in einem Gefäße die Äpfel, welche die Götter genießen sollen,
wenn sie altern; denn sie werden all jung davon, und das mag währen bis zum Ragnarök."
[Gylfaginning 26]
- Der Gott der Dichtkunst und der Skalden, Mann der Idun.
- Laut Lokasenna ist Bragi kein Sohn Odins, sondern Ziehsohn.
Buri
- Stammvater der Götter
- Nach Snorri ist Burr der Sohn von Buri, welchen die Urkuh Audumla aus dem Ureis hervorbrachte.
Delling
"Nörfi oder Narfi hieß ein Jötun, der in Jötunheim wohnte; er hatte eine Tochter, die hieß Nott (Nacht) und war schwarz und dunkel wie ihr Geschlecht.
Sie ward einem Manne vermählt, der Naglfari hieß: der beiden Sohn war Audur. Danach ward sie einem namens Annar vermählt; beider Tochter hieß Jörd.
Ihr letzter Gemahl war Dellingr, der vom Asengeschlecht war. Ihr Sohn Dag (Tag) war schön und licht nach seiner väterlichen Herkunft. Da nahm Alfödur die Nott und ihren Sohn Dag und gab ihnen zwei Rosse und zwei Wagen und setzte sie an den Himmel, daß sie damit alle zweimal zwölf Stunden um die Erde fahren sollten. Die Nott fährt voran mit dem Rosse, das Hrimfaxi heißt, und jeden Morgen betaut es die Erde mit dem Schaum seines Gebisses. Das Roß, womit Dag fährt, heißt Skinfaxi und Luft und Erde erleuchtet seine Mähne."
[Gylfaginning 10]
- Dellingr altnordisch für "der Glänzende" oder "der Berühmte"
Fjölnir
- Sohn des Wanen Freyr und der Gerdr
- Fjölnir als "der viel Wissende" ist auch ein häufig genannter Beiname Odins.
Freyr
"Freyr ist der berühmteste unter den Asen. Er herrscht über Regen und Sonnenschein
und das Wachstum der Erde und ihn soll man anrufen um ein gutes Jahr und Frieden.
Er herrscht auch über das Reichtumsglück der Menschen.
[...]"
[Gylfaginning 24]
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Forseti
"Forseti heißt der Sohn Baldurs und der Nanna, der Tochter Neps.
Er hat im Himmel den Saal, der Glitnir heißt, und alle, die sich in Rechtsstreitigkeiten an ihn wenden, gehen verglichen nach Hause.
Das ist der beste Richterstuhl für Götter und Menschen. Es heißt von ihm:
Glitnir heißt der Saal: auf goldenen Säulen ruht
des Saales Silberdach.
Da thront Forseti den langen Tag
und schlichtet allen Streit."
[Gylfaginning 32]
- Balders und Nannas Sohn, der Fosite der Friesen. Auf Helgoland war eine heilige Quelle ihm geweiht. Forseti lebt in Glitnir (Glastheim).
- Ein Rechtsgott, sein Name bedeutet "der Vorsitzende" (von Versammlungen). Er schlichtet Streit und man ruft ihn bei Eiden an.
Heimdall
"
Heimdallr heißt einer, der auch der weiße Ase genannt wird. Er ist groß und hehr von neun Mädchen, die Schwestern waren, geboren.
Er heißt auch Hallinskidi und Gullintanni, weil seine Zähne von Gold sind. Sein Pferd heißt Gulltoppur. Er wohnt auf Himinbjörg bei Bifröst.
Er ist der Wächter der Götter und wohnt dort an des Himmels Ende, um die Brücke vor den Bergriesen zu bewahren. Er bedarf weniger Schlaf als ein Vogel
und sieht sowohl bei Nacht als bei Tag hundert Rasten weit; er hört auch das Gras in der Erde und die Wolle auf den Schafen wachsen,
mithin auch alles, was einen stärkeren Laut gibt. Er hat ein Horn, das Gjallarhorn heißt, und bläst er hinein, so wird es in allen Welten gehört. Heimdalls Schwert wird (Mannes-)Haupt genannt. Von ihm heißt es:
Himinbjörg heißt es, wo Heimdall soll
der Weihestatt walten.
Der Wächter der Götter trinkt in wonnigem Hause
glücklich den Götter-Met.
Auch sagt er selbst in Heimdallargaldur:
Neun bin ich, der Mütter Nachkomme.
Neun bin ich der Schwestern Sohn.
[...]"
[Gylfaginning 27]
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Hermod
"Und er hießt Hermod, der schnelle, Odins Sohn, der diese Fahrt übernahm. Da ward Sleipnir, Odins Hengst, genommen und vorgeführt, Hermod bestieg ihn und stob davon. [...] Von Hermod aber ist zu sagen, daß er neun Nächte durch tiefe dunkle Täler ritt, so daß er nichts sah, bis er zum Flusse Gjallar kam und üder die Gjallar-Brücke ritt, die mit glänzendem Gold belegt ist.
"
[Gylfaginning 49]
- Hermod ist im Baldermythos laut Snorri der Bruder Balders, der sich bereit erklärt, auf Sleipnir nach Hel zu reiten, um die Göttin Hel zur Herausgabe Balders zu bewegen (Hermods Helritt).
Hödr, Hödur
"Hödur heißt einer der Asen. Er ist blind, aber sehr stark, und die Götter möchten wohl wünschen, daß sie seinen Namen nicht nennen bräuchten,
denn nur allzulange wird seiner Hände Werk Göttern und Menschen im Gedächtnis bleiben."
[Gylfaginning 28]
- Blinder Sohn von Odin und Frigg, dessen Name "Kämpfer" bedeutet.
- Seine Blindheit läßt ihn Balder nicht erkennen, als er mit einem Mistelzweig auf ihn schießt, wozu ihn Loki angstiftet hatte.
- Höd wird auch als Personifikation des Winters angesehen (der symbolisch dem Land die Farben und das Licht raubt), wozu auch der Mistelzweig passend würde, den man zu der Zeit auf den entlaubten Bäumen sehen kann.
- Text zum Thema: Warum mußte Hödr sterben?
Hönir
- In der Völuspa 17 und 18 sind es die drei Götter Odin, Hönir und Lodur, die im Mythos von der Erschaffung der Menschen auftreten, wobei Hönir den Menschen den Verstand (ódr) gibt:
17. Kamen drei Asen aus dieser Schar,
stark und gnädig, zum Strand hinaus:
sie fanden an Land, ledig der Kraft,
Ask und Embla, ohne Schicksal.
18. Nicht hatten sie Seele, nicht hatten sie Sinn,
nicht Lebenswärme noch lichte Farbe;
Seele gab Odin, Sinn gab Hönir,
Leben gab Lodur und lichte Farbe. - Völuspa 63 nennt ihn auch als einen der Asen in der neuen Welt nach Ragnarök.
- Im Mythos vom Wanenkrieg (Ynglinga saga 4, Snorri) wird Hönir als schöner und großer Ase beschrieben, der den Wanen als Geisel übergeben wird. Sie machen ihn zum Häuptling. Er läßt sich in allen FRagen vom weisen Mimir beraten, bis die Wanen dahinter kommen und Mimir enthaupten.
- Snorri bezeichnet Hönir in einigen Kennigar auch als schnellen Asen, als Langfuß.
- de Vries geht von einem Gott der Schweigsamkeit und kultischen Feierlichkeit aus.
Lodur
- Lodur tritt in Völuspa 18 als Gefährte Odins und Hönirs auf:
Nicht hatten sie Seele, nicht hatten sie Sinn,
nicht Lebenswärme noch lichte Farbe;
Seele gab Odin, Sinn gab Hönir,
Leben gab Lodur und lichte Farbe. - Er gibt im Schöpfungsmythos der Völuspa dem Menschen schönes Aussehen und Lebenswärme, somit bewegt Lodur sich in der Rolle als Lebensspender.
Loki
"Noch zählt man einen zu den Asen, den einige den Verlästerer der Götter, den Anstifter allen Betrugs, und die Schande der Götter und Menschen nennen.
Sein Name ist Loki oder Loftur, und sein Vater der Riese Farbauti; seine Mutter heißt Laufey oder Nal; seine Brüder sind Byleistur und Helblindi. Loki
ist schmuck und schön von Gestalt, aber böse von Gemüt und sehr unbeständig. Er übertrifft alle anderen in Schlauheit und jeder Art von Betrug. Er brachte die Asen in manche Verlegenheit; doch half er ihnen oft auch durch seine Klugheit wieder heraus. Seine Frau heißt Sigyn, und deren Sohn Nari oder Narfi."
[Gylfaginning 33]
- Eigentlich ein Riese, der zum Blutsbruder Odins wurde.
- Loki ist eine schillernde Gestalt mit viel Impulsivität (Feuerbezug? Auch wenn sein Name nicht von Logi - Feuer - hergeleitet wird) und Witz. Als "Trickster" bringt er den Göttern Vorteile, solange sie ihn unter ihrer Gewalt haben, und Nachteile, wenn er aus Eigeninteresse handelt. Er ist die (chaotische) Kernfigur, die zum Untergang der Götter führt. Auf sein Betreiben hin tötet der blinde Hödur seinen Bruder Baldur. Die Asen fesseln Loki in einer Höhle, zu den Ragnarök reißt er sich frei und führt die Feinde der Götter an. Lokis 'Grenzüberschreitungen' haben aber eher destruktive Tendenzen, während dies bei Odin in Kreativität endet. Man kann das auch so sehen, daß Odins destruktive Aspekte in einen anderen "Gott" ausgelagert wurden. Es gab vermutlich nie einen Loki-Kult; Loki ist nicht das Gegenstück zum christlichen Teufel.
- Mit der Riesin Angrboda zeugte die drei Ungeheuer, die später die Götter in den Ragnarök bekämpfen: Die Midgardschlange, den Wolf Fenrir und Hel, die Totengöttin in Helheim. Lokis Frau ist Sigyn.
- Loki kann - wie Odin - seine Gestalt wandeln. Er kann Freyas Falkengewand benutzen und läßt sich als Stute von einem Hengst decken, woraus Odins Sleipnir hervorgeht.
"Ist Loki der Gesellschaftsordnung eingefügt und arbeitet er mit ihr mit
(als Schwurbruder und Weggenosse Òðinns, Führer und Diener Þórrs,
als Spaßmacher mit dem Auftrag, Niorðrs Frau durch Lachen zu entwaffnen oder die auf
Freyia lastende Drohung zu beseitigen; als Ratgeber, Bote, Geschäftsträger, Faktotum
der Asen), so bringt er in diese Gesellschaftsordnung ein Element der Phantasie, des Lebens,
der Fruchtbarkeit, das nicht ohne Gefahr ist, doch im Allgemeinen unschädlich und auf
jeden Fall unersetzlich. Folgt er jedoch seinen eigenen Impulsen oder mischt sie in seine
öffentlichen Aufgaben hinein, so bringt er alles in Gefahr oder schafft Ärgernis,
schickt Þórr waffenlos zu dem Riesen Geirroðr, prügelt Þiazi,
entführt Iðunn, schneidet Sif die Haare ab, verdirbt den Hammer, spottet des
sexuellen Gesetzes und tötet schließlich Baldr."
[G. Dumézil, 'Loki']
Magni und Modi
- Magni (an. "der Starke") ist der Sohn Thors und der Riesin Jarnsaxa
- Als Thor den Riesen Hrungnir erschlägt, fällt dieser so, daß Thor unter einem seiner Füße eingeklemmt wird und sich weder aus eigener Kraft, noch durch Hilfe Thjalfis oder einem der Götter befreien kann. "Da kam Magni, der Sohn Thors und der Jarnsaxa, der drei Jahre alt war; er warf das Bein Hrungnirs von Thor und sprach: Es ist schade, Vater, daß ich erst so spät komme; ich glaube, ich hätte den Riesen mit der Faust töten können, wenn ich auf ihn getroffen wäre."
- Modi (an. "der Zornige") Sohn Thors
- Es wird angenommen, daß die Kinder Thors, seine Söhne Magni und Modi, sowie seine Tochter Thrud, Personifikationen seiner Eigenschaften sind - und erst in der heidnischen Spätzeit zu eigenen mythologischen Gestalten wurden.
Mani
"Ein Mann hieß Mundilfari, er hatte zwei Kinder. Sie waren hold und schön: da nannte er den Sohn Mani und die Tochter Sol, und vermählte sie einem Manne, Glenur genannt. Aber die Götter, die ihr stolz zürnte, nahmen die Geschwister und setzten sie an den Himmel, und hießen Sol (Sonne) die Hengste führen, die den Sonnenwagen zogen, welche die Götter, um die Welt zu erleuchten, aus den Feuerfunken geschaffen hatten, die von Muspelheim geflogen kamen. (Die Hengste hießen Arvakur und Alsvinnur, und unter ihren Bug setzten die Götter zwei Blasebälge, um sie abzukühlen, und in einigen Liedern heißen sie Isarnkol). Mani (Mond) leitet den Gang des Gestirns und herrscht über Neulicht und schwindendes Licht."
[Gylfaginning 11]
- Mani (an. "Mond") ist der personifizierte Mond in der nordischen Mythologie
Njörd
"Der dritte Ase ist Njörd, er bewohntim Himmel die Stätte, welche Noatun heißt. Er beherrscht den Gang des Windes und
stillt Meer und Feuer; ihn ruft man zur See und bei der Fischerei an. Er ist so reich und vermögend, daß er allen, welche ihn darum anrufen,
Gut, liegendes sowohl als fahrendes, gewähren mag. Er wurde in Vanaheim erzogen, und die Vanen gaben ihn den Göttern zum Geisel und nahmen
dafür von den Asen zum Geisel den Hönir: So verglichen sich durch ihn die Götter mit den Vanen. Njörds Frau heißt Skadi und ist die Tochter
des Riesen Thjassi. Skadi wollte wohnen, wo ihr Vater gewohnt hatte, nämlich auf den Felsen in Thrymheim: aber Njörd wollte an der See sein.
Da verglichen sie sich dahin, daß sie neun Nächte in Thrymheim und dann andere neun in Noatun sein wollten. Aber da Njörd von den Bergen
nach Noatun zurück kam, sprach er:
Leid sind mir die Berge; nicht lange war ich dort,
nur neun Nächte.
Der Wölfe Heulen dauchte mich widrig
gegen der Schwäne singen.
Aber Skadi sang:
Nicht schlafen konnt ich am Ufer der See
vor der Vögel Lärm;
da weckte mich vom Wasser kommend
jeden Morgen die Möwe.
Da zog Skadi nach den Bergen und wohnte in Thrymheim. Da jagte sie oft auf Schneeschuhen mit ihrem Bogen nach Tieren.
Sie heißt Öndurgud oder Öndurdis. Von ihr heißt es:
Thrymheim heißt es, wo Thjassi einst hauste,
jener mächtige Jötun;
nun bewohnt Skadi, die strahlende Götterbraut,
des Vaters alte Veste.
Njörd in Noatun zeugte seitdem zwei Kinder. Der Sohn ist Freyr und die Tochter ist Freyja."
[Gylfaginning 23,24]
- Mit Nerthus (s. dort für weitere Infos) der Stammvater der Vanen - evtl. muß an eine zwittrige Gottheit gedacht werden. Vater der Zwillinge Freyr und Freya. Skadi, die ihn anhand seiner schönen Füße erwählte, ist seine Frau, aber nicht die Mutter von Freyr und Freya (ersteres scheint ja so, da Skadi im Skirnirlied als Mutter Freyrs angesehen werden könnte). Die beiden leben abwechselnd am Meer und in den Bergen, aber froh sind sie in ihrer Ehe nicht unbedingt.
- Njörd ist vanischer Fruchtbarkeitsgott, der reichste der Götter. Das Bild der "schönen Füße" kann so gedeutet werden, daß alles grünt und blüht, wo er hintritt. Der VfGH nennt ihn den "zeugenden Partner" seiner Zwillingsgöttin Nerthus.
- Er ist Meeresgott, Herr des Meeres, und Schutzpatron von Seefahrern und Fischern und lebt in Noatun. Sein "Gegenspieler" ist Ægir, der Meeresriese, der eher für die Schrecken des Meeres (Untergang, Ertrinken) steht.
Odin
"Odin ist der vornehmste und älteste der Asen. Er regelt aller Lose, und obwohl auch andere Götter Macht haben, so dienen ihm doch alle wie Kinder dem
Vater. Seine Frau ist Frigg; sie weiß aller Menschen Örlög, obgleich sie es keinem vorhersagt. So wird berichtet, daß Odin selbst zu dem Asen sagte, der
Loki heißt:
Irr bist du, Loki, und aberwitzig, warum hörst du nicht auf, Loki. Das Örlög weiß Frigg, so meine ich, von allen, ob schon sie es nicht sagt.
Odin heißt Alfödur, weil er aller Götter Vater ist, und Valfödur, weil alle seine Wunschsöhne sind, die auf dem Walplatz fallen. Sie werden in Valhall
und Vingolf aufgenommen und heißen da Einherjar. Er heißt auch Hangagud und Haftagud, Farmagud und nannte sich noch mit vielen Namen mehr, als er zu
König Gerröd kam:
Ich heiße Grimr und Gangleri, Herjan, Hjalmberi, Theckr, Thridi, Thudr, Udr, Helblindi, Har.
Sadr, Svipall, Sanngetall, Herteitir, Hnikar, Bileygr,
Baleygr, Bölverkr, Fjölnir, Grimnir, Glapsvidr, Fjölsvidr.
Sidhöttr, Sidskeggr, Sigfödr, Hnikudr, Alfödr, Atridr, Farmatyr, Oski, Omi, Jafnhar, Biflindi, Göndlir, Harbardr.
Svidur, Svidrir, Jalkr, Kjalar, Vidur, Thror, Yggr, Thundr, Vakr, Skilvingr, Vafudr, Hroftatyr, Gautr, Veratyr. [...]"
[Gylfaginning 20]
- Oberster Gott der germanischen Mythologie, auch "Allvater" genannt. Aus dieser Rolle verdrängte er wohl den ursprünglichen "Himmelsvater" Tyr / Tiwaz
- Wechselhafter und launischer Gott mit "umherschweifendem Wesen" und ganz verschiedenen Eigenschaften. Viel auf Wanderschaft - auch unter den Menschen, wo er dann meist mit dunkelblauem Umhang, Schlapphut und grauem Bart ("Harbard") erscheint. Um die 170 Namen sind für ihn überliefert. Er ist listig, gibt auch mal unverdient Kriegsglück, stiftet zu Eidbruch an, so wird Odin im Zweiten Lied von Helgi dem Hundingstöter als derjenige bezeichnet, der "zwischen Verwandte die Streitrunen warf".
- Kriegsgott: "Walvater", Gott der Gefallen, der die Hälfte von ihnen erhält und in
Walhalla (Gladsheim), der Halle der getöteten Krieger (Einherjer), aufnimmt. Die andere Hälfte erhält
Freya. Diese Krieger bereiten sich in täglichen Kämpfen auf
die letzte Schlacht (Ragnarök) vor.
Odin brachte den ersten Krieg in die Welten: Er warf seinen Speer Gungnir ins vanische Heer und eröffnete den Krieg gegen die andere Göttersippe. Germanische Krieger eröffneten so auch ihre Schlachten und riefen "Odin hat euch alle!". Für Kriegerbünde, Gefolgschaften, Adelige wird Odin die Initiationsgottheit gewesen sein ("Speergott"). - Gott der Schöpfung: Laut Völuspa waren es Odin und seine Brüder Vili und Ve, die die ersten Menschen erschufen.
- Gott von Weisheit und Wissen: In einem Dreischritt erhält Odin Weisheit. Zuerst opfert er ein Auge für einen Schluck aus Mimirs Brunnen der Weisheit und erhält Seherkraft. Dann raubt er in Schlangengestalt Gunnlöd den Dichtermet Odrörir, der ektstatische Fähigkeiten gibt. Zuletzt hängt er sich im Selbstopfer an den Weltenbaum Yggdrasill, um am Ende die Kenntnis der Runen, der (magischen) Schriftzeichen der Germanen, zu erlangen.
- Gott der Dichtkunst (Raub des Dichtermets) (neben Bragi)
- Gott der Ekstase: Oðr (woð), altnordisch 'Wut', auch 'kultische Ekstase', gab Odin seinen Namen. Er wird mit schamanischen Techniken, verändertem Bewußtseinszustand und Gestaltwandlung verbunden. Laut Ynglingasaga kann er sich in einen Adler oder eine Schlange verwandeln.
- Gott der Runen (Selbstopfer)
- Gott der Magie: Freya lehrte ihn Seiðr.
- Gott der Toten und des Schicksals: Odin ist der oft düster wirkende "Ahnengott", der auch Tote erwecken und befragen kann. Als Gott, dem Menschenopfer dargebracht wurden, wird er auch Hanga-Tyr, Gott der Erhängten, genannt.
- Odin besitzt die beiden Wölfe Geri (Gierig) und Freki (Gefräßig), die beiden Raben Hugin (Gedanke) und Munin (Erinnerung). Weiterhin reitet er das achtbeinige Pferd Sleipnir, das von Loki abstammt.
- K. Gundarsson vertritt die Auffassung, daß andere Gottheiten wie Lodur, Hoenir, Heimdall oder Loki nur Aspekte Odins seien. Die Römer setzten ihn mit Merkur gleich.
- Stammesgott der Dänen, Franken, Angelsachsen (s. Woden / Wotan)
- Siehe Wodan eigene Seite / Anrufungen
Óðr, Odur, Odr
"Freyja ist die vornehmste nach Frigga; sie ist mit einem Manne vermählt, der Odr heißt. Deren Tochter heißt Hnoß; die ist so schön, daß nach ihrem Namen alles hnossir genannt wird, was schön und kostbar ist. Odr zog fort auf ferne Wege, und Freyja weint ihm nach und ihre Tränen sind rotes Gold."
[Gylfaginning 35]
- Odr ist Freyjas Mann und Vater der Hnoß
Thor, Donar
"Thor ist der vornehmste von ihnen. Er heißt Asathor oder Ökuthor, und ist der stärkste aller Götter und Menschen.
Ihm gehört das Reich, das Thrudvangar genannt wird, aber sein Palast heißt Bilskirnir. Dieser Palast hat fünfhundert
und vierzig Gemächer und ist das größte Gebäude, das je gemacht worden ist. So heißt es in Grimnismal:
Fünfhundert Gemächer und viermal zehn
Weiß ich in Bilskirnirs Bau
Von allen Häusern, die Dächer haben,
Glaub ich meines Sohnes das größte.
Thor hat zwei Böcke, sie heißen Tanngniostur und Tanngrisnir,
und einen Wagen, worin er fährt. Die Böcke ziehen den Wagen; darum heißt er Ökuthor. Er hat auch drei Kleinode:
den Hammer Mjöllnir, den Hrimthursen und Bergriesen kennen, wenn er geschwungen wird; was nicht zu verwundern ist,
denn er hat ihren Vätern und Freunden manchen Kopf damit zerschlagen. Sein anderes Kleinod ist der Kraftgürtel, Megingjardir genannt:
wenn er den um sich spannt, so wächst ihm die Asenkraft noch um die Hälfte. Noch ein drittes Ding hat er, in dem großer Wert liegt,
das sind seine Eisenhandschuhe; die kann er nicht missen, um den Schaft des Hammers zu fassen. Und niemand ist so klug, daß er alle seine
Großtaten zu erzählen wüßte. Ich könnte so manche Nachricht von ihm berichten, daß der Tag vergehen würde, ehe alles gesagt wäre, was ich weiß.
[...]"
[Gylfaginning 21]
- Sohn Odins mit der Erde, Jörd, die auch Fjörgyn oder Hlodyn (Hludana, Huldana) genannt wird. Er wohnt in Thrudheim im Palast Bilskirnir - Odin rühmt sich, daß "sein Junge" das größte Haus hat. Seine Frau ist Sif.
- Er ist der muskelbepackte Rotbart, der mit seinem Hammer Mjöllnir, den Eisenhandschuhen und dem Kraftgürtel permanent gegen die Riesen kämpft und Götter und Menschen schützt. Er besitzt ein einfaches, grundsätzlich gutmütiges Wesen.
- Als bleibende Verletzung seiner zahlreichen Kämpfe steckt in seinem Kopf ein Splitter vom Wetzstein des Riesen Hrungnir. Das "Hrungnir-Herz" ist auch ein Thorssymbol.
- Thor fährt einen Streitwagen, der von den zwei Ziegenböcken Tanngrísnir (Zähnefletscher) und Tanngnjóstr (Zähneknirscher) gezogen wird. Wenn er damit über den Himmel rumpelt und Mjöllnir wirft, so stellte man sich vor, erleben ihn die Menschen als Blitz und Donner (letzteres auch sein Name in deutscher Übersetzung).
- Aufgrund der mütterlichen Abstammung ist Thor auch bäuerlicher Fruchtbarkeitsgott, der warmen Sommerregen spendet.
- Beliebtester Gott, Freund der Menschen, Beschützer von (männlichen) Kindern. Wohl eher von bäuerlichen Kriegern als adeligen verehrt. Sein Hammer wurde einer Braut symbolisch in den Schoß gelegt, um der Ehe Fruchtbarkeit zu sichern. Sein Begleiter ist ein Bauernjunge namens Thialfi. Auch Loki ist oft mit von der Partie.
- Bekannteste Geschichten um ihn sind die Angelpartie mit dem Riesen Hymir, bei der Thor auf die Midgardschlange trifft, oder auch die Rückholung des gestohlenen Hammers, bei der sich Thor als Frau verkleidet und von seiner "Magd" Loki begleitet wird.
- Die Römer setzen ihn mit Hercules gleich.
- Thor wird auch bei Weihungen angerufen (Vingthor / Weor (im Hymir-Lied)).
- Der Thorshammer ist heute das Zeichen der rekonstruierten, germanischen Religion, der Alten Sitte.
- Stammesgott der Norweger und Isländer
- Anrufungen
Tyr
"Da ist noch ein Ase, der Tyr heißt. Er ist sehr kühn und mutig und herrscht über den Sieg im Kriege: darum ist es gut, daß Kriegsmänner
ihn anrufen. Wer kühner ist als andere und vor nichts sich scheut, von dem sagt man sprichwörtlich, er sei tapfer wie Tyr. Er ist auch so weise,
daß man von Klugen sagt, sie seien wie Tyr. Ein Beweis seiner Kühnheit ist dies: Als die Asen den Fenriswolf überredeten, sich mit dem Bande
Gleipnir binden zu lassen, traute er ihnen nicht, daß sie ihn wieder lösen würden, bis sie zum Unterpfand Tyrs Hand in sein Maul legten. Und
als die Asen ihn nicht wieder lösen wollten, biß er ihm die Hand an der STelle ab, die nun Wolfsglied heißt. Seitdem ist Tyr einhändig, gilt
aber den Menschen nicht für einen Friedensstifter.
[...]"
[Gylfaginning 25]
- Himmels-, Rechts- und Kriegsgott, dessen Name einfach "Gott" bedeutet.
- Als Himmelsgott indogermanischer Herkunft gleicht er dem griech. Zeus, röm. Jupiter (Diu-Piter), ind. Dyaus pitar. Die Römer setzten ihn auch mit Mars gleich. Es wurde aufgrund dieser Namensparallelen vermutet, daß Tyr gegenüber Odin der ursprüngliche Himmelsgott der Germanen war, der durch letzteren verdrängt wurde (der "entthronte Gott" nach Derolez). Vermutlich ist es jedoch eher so, daß es regional einen (oder mehrere) unterschiedlichen obersten Gott gab.
- In der Edda gilt er einmal als Sohn des Riesen Hymir, dann als Sohn Odins. Tyrs Frau wird in der Lokasenna erwähnt, aber es ist unklar, wer sie ist.
- Gott des Things, der Ratsversammlung ("Mars Thingsus" - auf einem Weihestein am Hadrianswall aus dem 3. Jhd. u.Z.), und des Rechtes / der Gerechtigkeit. Er wurde auch bei Eiden angerufen. Man verbindet mit ihm ein scharfes Urteilsvermögen.
- Kriegsgott, der um Tapferkeit und gerechten Sieg angerufen wurde. Seine Rune, Tiwaz, wurde auf Waffen geritzt. Mit dem Gott wird das Schwert assoziiert.
- Bekanntester Mythos: Er opferte seinen rechten Arm, um den den anderen Göttern zu ermöglichen, den Fenriswolf zu fesseln. Deshalb verbindet man mit Tyr Mut, Opferbereitschaft, Sippentreue.
- Stammesgott der Alemannen, z.T. Bajuwaren (dort Er genannt)
- Beim Namen "Saxnot" ist unklar, ob damit eine Entsprechung Tyrs oder Freyrs gemeint ist. Vermutlich macht es am meisten Sinn, in ihm einen eigenständigen Gott der Sachsen zu sehen.
Ullr, Wuldor
"Ullr heißt ein Ase, Sohn der Sif und Thors Stiefsohn. Er ist ein so guter Bogenschütze und Schneeschuhläufer, daß niemand sich mit ihm messen kann. Er ist schön von Angesicht und kriegerisch von Gestalt. Bei Zweikämpfen soll man ihn anrufen."
[Gylfaginning 31]
- Uller (an. Ullr: „der Ehrenhafte“), Sohn der Sif, Stiefsohn von Thor, Freund Balders.
- Gott der Jagd und der Bogenschützen und Skiläufer sowie anderer Winteraktivitäten. Wohnt im Eibental (Ydalir).
- Die Ortsnamensforschung belegt, daß Ullr im ostnorwegischen und schwedischen Raum eine viel größere Rolle gespielt haben muß als z.B. Odin - und als es die literarischen Quellen hergeben.
- Der „winterliche“ Ullr zeigt auch Berührungen mit den Mächten der Fruchtbarkeit.
- Im Älteren Atlilied (an. Atlakviða) wird erwähnt, daß ein heiliger Eid auf seinen Ring at hringi ullar, also beim Ring Ulls geschworen wurde.
Vali, Wali
"Ali oder Vali heißt einer der Asen, Odins Sohn und der Rindar. Er ist kühn in der Schlacht und ein guter Schütze."
[Gylfaginning 30]
- Vali ist der Rächer (an. auch "der Streitbare") Balders. Er fällt allerdings selber, nachdem er Rache an Hödr geübt hat.
- In den Vafþrúðnismál (51) wird Vali hingegen als Gott der "jüngeren Generation" genannt, die auch nach den Ragnarök weiterleben. Übertragen könnte das bedeuten, daß es eben auch die Rache weiterhin geben wird, da man Rache und Vergeltung zu den Grundgesten bzw. Grundbedürfnissen bei Menschen und Göttern zählen kann. Rache und Vergeltung können nur durch Gesetze und allgemein verbindliche Regeln "kanalisiert" werden, um in einer Gemeinschaft ein soziales Miteinander zu gewährleisten. Also Vergeltung, Ausgleich, Sühne etc. auf gesetzlichen Grundlagen (siehe Tyr).
- Vali findet sich auch in norwegischen Ortnamen wieder.
Vidar
"Vidar heißt einer, der auch der schweigende Ase genannt wird. Er hat einen dicken Schuh und ist der stärkste nach Thor. Auf ihn vertrauen die Götter in allen Gefahren"
[Gylfaginning 29]
- Vali (an. "der weithin Herrschende") tritt vor allem als Rächer Odins am Fenriswolf hervor
- SOhn Odins (nach den Thulur), bei Snorri Sohn der Gridr
- Vali gehört auch zu den Göttern, die nach den Ragnarök in der "neuen Welt" weiterleben.
- Sein starker Schuh bezieht sich auf die Ragnarökereignisse; hier tritt er, um Odin am Wolf zu rächen, mit seinem Fuß auf den Unterkiefer des Wolfs. Der Schuh besteht aus den Lederstreifen, welche die Menschen wegwerfen (vergl. Schiff Naglfar).
Weibliche Gottheiten |
Baduhenna
- Eine germanische Göttin der Friesen, von der Tacitus berichtet
- Eventuell eine Kampf- beziehungsweise Kriegsgöttin
"Später erfuhr man von Überläufern, daß 900 Römer in einem Hain, den sie der Baduhenna zuschreiben, nach einem Kampf, der sich noch auf den folgenden Tag ausdehnte, aufgerieben wurden und daß weitere 400 Mann, die das Landgut des Cruptorix, eines ehemaligen Söldners, besetzt hatten, aus Furcht vor Verrat sich gegenseitig den Tod gaben." [Tacitus, annales 4, 73.]
Beda
- Germanische Göttin, deren Name auf einer Inschrift auf einem Votivaltar am Hadrianswall (Nordengland) belegt ist.
- Die Inschrift geht auf Friesen zurück
- Beda steht in Verbindung mit dem altfriesischen Bodthing "einberufenes Thing"
Eir
"
Die dritte ist Eir, die beste der Ärztinnen."
[Gylfaginning 35]
- Göttin der Heilung und der Heilkunde.
Freya, Freyja
"Freyja ist die berühmteste der Asinnen. Sie hat die Wohnung im Himmel, die Folkvang heißt, und wenn sie zum Kampfe zieht,
gehört die Hälfte der Gefallenen ihr und die andere Hälfte Odin, wie hier gesagt ist:
Folkvang heißt es, da hat Freyja Gewalt
die Sitze zu ordnen im Saal.
Der Walstatt Hälfte wählt sie täglich;
Odin hat die andre Hälfte.
Ihr Saal Seßrumnir ist groß und schön. Wenn sie ausfährt, sind zwei Katzen vor ihren Wagen gespannt.
Sie ist denen gewogen, welche sie anrufen, und von ihr hat der Ehrenname den Ursprung, daß man vornehme
Weiber Frauen nennt. Sie liebt den Minnesang und es ist gut, sie in Liebessachen anzurufen."
[Gylfaginning 24]
"Freyja ist die vornehmste nach Frigga; sie ist mit einem Manne vermählt, der Odr heißt. Deren Tochter heißt Hnoß; die ist so schön, daß nach ihrem Namen alles hnossir genannt wird, was schön und kostbar ist. Odr zog fort auf ferne Wege, und Freyja weint ihm nach und ihre Tränen sind rotes Gold. Freyja hat viele Namen: die Ursache ist, daß sie sich oft andere Namen gab, als sie Odr zu suchen zu unbekannten Völkern fuhr. Sie heißt Mardöll, Hörn, Gefn und Syr. Freyja besitzt den Halsschmuck, Brisingamen genannt. Sie heißt (auch) Vanadis."
[Gylfaginning 35]
- Tochter Njörds und Schwester (Partnerin) Freyrs. Die Vanadis = Wanengöttin, meistverehrte Göttin in früherer Zeit, v.a. in Liebesdingen angerufen. "Frowe", die Herrin / Edelfrau, die über Leben und Tod herrscht. Als späterer Gatte wird Oðr erwähnt, der mit Odin identisch sein könnte. Anläßlich seines Verlustes weint sie goldene Tränen.
- "Freyja ist die vornehmste nach Frigg, sie ist einem Manne vermählt, der Odur heißt. Deren Tochter heißt Hnoß: die ist so schön, daß nach ihrem nach alles hnossir genannt wird, was schön und kostbar ist. Odur zog fort auf ferne Wege, und Freyja weint ihm nach und ihre Tränen sind rotes Gold. Freyja hat viele Namen: die Ursache ist, daß sie sich oft andere Namen gab, als sie Odur zu suchen zu unbekannten Völkern fuhr. Sie heißt Mardöll, Hörn, Gefn und Syr. Freyja besitzt den Halsschmuck Brisingamen genannt. Sie heißt auch Vanadis." (Gylfaginning 35)
- Göttin der Liebe, der weiblichen Sexualität und der eher jüngeren Frauen. Das wie die Sonne strahlende Halsband Brinsingamen weist auf die Beziehung zur himmlischen Sphäre der Asen hin.
- Kriegsgöttin, die die Hälfte der auf dem Schlachtfeld gefallenen Toten erhält und in Folkwangr aufnimmt. Verbindung zu den Walküren.
- Magierin, die Odin die Kunst des Seiðr lehrt.
- Meiner Auffassung nach ist Freya keine typische Fruchtbarkeitsgöttin. Sie ist mit dem Lust- statt dem Reproduktionsaspekt von Sexualität verbunden. Sie ist Magierin, auch Kriegerin und Totengöttin. Am ehesten ist sie das weibliche Pendant zu Odin, was auch aus den Mythen herausscheint.
- L. Motz (in Bragason) vergleicht Freya mit den nah-östlichen Göttinnen Anatt / Astarte und Ishtar / Inana und zieht Verbindungen zur "Herrin der Tiere" sowie mesopotamischen Prostitutionskulten. Motz glaubt, daß die Prostitution in der germanischen Religion einmal einen Platz gehabt haben könnte.
- Freya fährt in einem von Katzen gezogenen Wagen. Die Katzen und ihr Beiname Syr (Sau) weisen auch auf den Bezug zur Sexualität. Sie hat weiterhin ein Gewand aus Falkenfedern, das den Bezug zu Seiðr und schamanischen Reisen bildet. Manchmal reitet sie den Kampfeber Hildisvin.
- Es wird spekuliert, inwieweit die in der Völuspa genannte Gullveig mit Freya identisch ist.
- Anrufungen
"From Church history we have learnt that the cult of the Great
Goddesses was transformed into worship of the Virgin Mary as mediator between human
beings and God. After the Christianization of the North, the Great Goddesses Frigg
and Freya were banned; but ... many of their qualities survived in
being attributed to the Virgin Mary. Frigg's mourning for Baldr easily amalgamated with the
picture of the Mater Dolorosa, and the productive and reproductive factors were
soon assimilated, too."
Näsström
Frigg(a), Frija
"Frigg ist die vornehmste: Ihr gehört der Palast, der Fensalir heißt, und überaus schön ist.
"
[Gylfaginning 35]
- Odins Gattin, ahd. "Frija", die im Zweiten Merseburger Zauberspruch mit ihren Schwestern Volla (Fülle), Sunna (Sonne) und Sintgunt (Nachtwandlerin, Mond) genannt wird. Süddeutsche Bezeichnungen sind Berchta / Perchta, wenn man denn eine Gleichsetzung machen möchte. Die Saga im Grimnir-Lied ist vermutlich Frigg, demnach wohnt sie in Sökkwabekk. Gundarsson vertritt hier die Auffassung, daß viele "Göttinnen" (genauere Auflistung z.b. in Paxson) Hypostasen von Frigg sind, so z.B. Gefjon, Gna, Saga, Eir, Syn (obwohl Gefjon und Frigg ja in der Lokasenna gleichzeitig auftreten). Frigg heißt "Frau" oder "Geliebte".
- Schützerin von Ehe (Treue, Eide), Familie / Sippe, Haus und Hof. Wird bei Geburten angerufen.
- Mit Frauen im mittleren Alter verbunden; Hausherrin mit Attribut Spindel, Schlüsselbund.
- Frigg kennt das Schicksal aller Wesen, ist aber verschwiegen und spricht mit niemandem darüber. Bei Beratungen der Götter nimmt sie in führender Rolle teil. Als Attribut kann man den Seherinnenstab zuordnen.
Fulla
"Die fünfte ist Fulla, sie ist auch Jungfrau, und trägt loses Haar und ein Goldband ums Haupt. Sie trägt Friggs Schmuckkästchen, wartet ihrer Fußbekleidung und weiß ihre Gemheimnisse mit ihr."
[Gylfaginning 35]
- Weiterhin ist Fulla (nach Snorri) eine Jungfrau, die ihr Haar offen trägt und ein Goldband um die Strin trägt.
- Fulla wird von Skalden auch als Kenningar für "Frau" genannt.
- Snorri erwähnt im Baldermythos, daß Balder der Fulla aus Hel einen Goldring schickt.
- Fulla = Fülle, Gold
- Sie kennt auch die Geheimnisse Friggs, also auch die Zaubersprüche...
Gefjun, Gefion
"Die vierte ist Gefjun: sie ist unvermählt und ihr gehören alle, die unvermählt sterben.
"
[Gylfaginning 35]
- Gefjon (an. "die Gebende") vermutlich eine Fruchtbarkeits- und Schutzgöttin
Gna
"Die vierzehnte ist Gna, welche Frigg in ihren Geschäften nach allen Weltteilen schickt. Sie hat ein Pferd, das durch die Luft und Flut rennt und Hofvarpnir heißt. Einst geschah es, daß sie von etlichen Vanen gesehen ward, als sie durch die Luft ritt. Da sprach einer: Was fliegt da, was fährt da, was lenkt durch die Luft? Sie antwortete: Ich fliege nicht, ich fahre nicht, ich lenke durch die Luft auf Hofvarpnir, den Hamskerpir zeugt mit Gardrofu. Nach Gnas Namen gebraucht man den Ausdruck gnäfir von allem Hochragenden."
[Gylfaginning 35]
- Eventuell eine "Göttin der Fülle"
Hel
"Die Hel aber warf er hinab nach Niflheim und gab ihr Gewalt über neun Welten, daß sie denen Wohnungen anwiese, die zu ihr gesendet würden: Solche nämlich, die vor Alter oder an Krankheit starben. Sie hat da eine große Wohnstätte; das Gehege umher ist außerordentlich hoch und mit mächtigen Gittern verwahrt. Ihr Saal heißt Elend, Hunger ihre Schüssel, Not ihre Messer, Gangträge ihr Knecht, Ganglangsam ihre Magd, Fallgefahr ihre Schwelle, ihr Bett Kümmernis und ihr Vorhang blinkendes Böses. Sie ist halb blau, halb hautfarben, also kenntlich genug durch grimmiges, furchtbares Aussehen.
"
[Gylfaginning 34]
- Hel ist die Göttin des Totenreichs, das ebenfalls Hel oder Helheim genannt wird
- Hel ist in der nord.-germ. Mythologie kein Strafort, keine "Hölle", sondern einfach nur Aufenthaltsort der Toten. Es liegt am unteren Ende Yggdrasils.
- Davor befindet sich der Unterweltsfluß Gjöll, über den die Jenseitsbrücke Gjallarbrú geht. Die Brücke wird von der Magd Modgudr bewacht. Die Einzäunung der Hel heißt Helgrindr. Hermod muß als Lebender darüber hinweg reiten.
- Hel ist eine Tochter des Gottes Loki und der Riesin Angrboda.
- Im Baldermythos reitet Hermod auf Sleipnir nach Hel, um die Göttin Hel zur Herausgabe Balders zu bewegen (Hermods Helritt).
- In Snorris Gylfaginning steht, daß der Weg zur Unterwelt nach Norden und abwärts führt (nidr ok nordr liggr helvegr) - Simek erwähnt in diesem Zusammenhang, daß die Hügelgräber der Megalithkultur Westeuropas durchweg den Eingang im Süden und die Grabkammer im Norden haben. Auch die bronzezeitlichen Schiffssetzungen sowie vendel- und wikingerzeitlichen Schiffsgräbern sind meist Nord-Süd ausgerichtet.
Hlin
"Die zwölfte ist Hlin, die solchen zum Schutz bestellt ist, welche Frigg vor einer Gefahr behüten will. Daher das Sprichwort: Wer sich in Nöten retten will, lehnt sich an."
[Gylfaginning 35]
- Hlin (an. "Schützerin") wird in der Gylfaginning und den Thulur eine Göttin genannt, die von Frigg zum Schutze der Menschen eingesetzt wird.
Hnoß
"Freyja ist die vornehmste nach Frigga; sie ist mit einem Manne vermählt, der Odr heißt. Deren Tochter heißt Hnoß; die ist so schön, daß nach ihrem Namen alles hnossir genannt wird, was schön und kostbar ist. Odr zog fort auf ferne Wege, und Freyja weint ihm nach und ihre Tränen sind rotes Gold."
[Gylfaginning 35]
- Hnoß ist die Tochter von Freyja und Odr
- Hnoss (an. "Kostbarkeit" oder "Kleinod")
Idun
"Seine Frau heißt Idun (Anm.: Bragis Frau); sie verwahrt in einem Gefäße die Äpfel, welche die Götter genießen sollen,
wenn sie altern; denn sie werden all jung davon, und das mag währen bis zum Ragnarök."
[Gylfaginning 26]
- Jugendliche Göttin, Bragis Frau und Schützerin junger Mädchen.
- Idun verwahrt die magischen Äpfel, die den Göttern zu ewiger Jugend verhelfen.
- Anrufungen
Jörd, Fjörgyn, Hlodyn, Hlödyn (Hludana, Huldana)
- Jörð (an. "Erde") ist eine Göttin aus der Familie der Asen, obwohl sie an einigen Stellen auch als Riesin bezeichnet wird.
- Sie war die Geliebte Odins, woraus als gemeinsamer Sohn Thor entstanden ist.
- Erdgöttin, Mutter Thors
- Nach Simek dürfen ihre zahlreichen Namen (Fjörgyn, Hlóðynn, Fold...) aus dichterischen Umschreibungen herrühren.
- Über die Verehrung der Erdmutter - Nerthus - Jörð durch die Germanen spricht schon Tacitus.
- Parallele zur indischen Mythologie: Indra, der durch den Himmelsgott Dyaus mit der Erde gezeugt wurde.
- Die Erde als Mutter der Götter in der nord.-germ. Mythologie: Riesin Bestla ist die Mutter der ersten Götter Odin, Vili und Vé
Lofn
"Die achte, Lofn, ist den Anrufenden so mild und gütig, daß sie Alfödr oder Frigg Erlaubnis hat, Männer und Frauen zu verbinden, was auch sonst für Hindernis, oder Schwierigkeit (erscheint). Daher ist nach ihrem Namen die Erlaubnis genannt, so wie alles (nach ihr), was Menschen sehr loben."
[Gylfaginning 35]
- Lofn (an. "die Tröstliche" oder "Milde") bringt mit Friggs Erlaubnis jene Frauen und Männer zusammen, für die eine Heirat nicht oder schwer möglich ist.
- Simek schreibt, daß von ihrem Namen der Ausdruck "Erlaubnis" (lof) kommt.
Nanna
- Nanna ist die Frau Balders und Mutter Forsetis. Nanna ist die Tochter von Nepr.
- Tritt primär im Baldermythos hervor
Nerthus
Ostara
- Vom VfGH übernehme ich hier die Einordnung Ostaras als in der nordischen Überlieferung nicht genannte, vom Typ her asische Gottheit. Dokumentiert von Beda "Venerabilis" als angelsächsische Eostre sowie im fränkischen Monatsnamen für den April (ostarmanoth), der vermutlich dem christlichen Osterfest seinen Namen gegeben hat. Oertel spricht sich jedoch für die Form 'Austro' (die Östliche) aus.
- Frühlingsgöttin, Göttin des wiederkehrenden Lichtes, der Morgenröte (wie ind. Usas, griech. Eos, röm. Aurora). Der Schweizer Asentreue Pileatus hat sich dahingehend geäußert, daß die "große Göttin" der indogermanischen Welt eine Sonnengöttin sei - und Ostara sei ein Aspekt von ihr.
- Der VfGH schreibt, daß Ostara als Göttin der Donau (die früher Ister hieß), gesehen werden kann und dann mit der keltischen Göttin Dana oder Nana identisch wäre. Somit könnte man vermuten, ob die Frau des "Lichtgottes" Baldur passenderweise Ostara / Nanna gewesen ist.
Ran
- Frau des Meeresgottes Ägir und Mutter der "Ägirstöchter" bzw. "Ranstöchter", der Wellen
- Das Ertrinken auf See wird in den Sagas umschrieben mit "der Ran in die Hände fallen"
- In ihr Reich kommen alle Ertrunkenen (vergl. Totenreich am Grunde des Meeres)
Saga
"Eine andere heißt Saga, die Söckvabeck bewohnt, das auch eine große Halle ist."
[Gylfaginning 35]
- Laut Simek eine der nicht näher bekannten Asinnen, die wohl als weibliche Schutzgottheit für bestimmte Teilbereiche zuständig ist.
Sif
- Thors Frau, Mutter von Ullr (Vater ist nicht Thor) und von Thors Sohn Modi.
- Sif hat auffallend goldenes Haar, das man früher mit dem "goldenen Getreide" zur Erntezeit gleichsetzte; ein Fruchtbarkeitsaspekt, der zu dem ihres Gatten passen würde. Das Haar wurde ihr in der bekanntesten Geschichte um diese Göttin von Loki geschoren.
- Sif wird auch mit Schönheit / Eitelkeit verbunden sowie mit "erweiterten Familien" bzw. Stief-Beziehungen (Stiefmutter ...).
Sigyn
- Lokis Frau, die primär im Mythos um Lokis Betrafung hervor tritt. Hier insbesondere als überaus treue und sorgende Frau, die mit einer Schüssel das Gift auffängt, das von einer Schlange auf den gefesselten Loki tropft.
Sinthgunt
- Eine Göttin, die im Zweiten Merseburger Zauberspruch genannt wird und zwar als Schwester der Sunna (Sól, Sonne)
- Die Deutungen gehen weit auseinander: von "die Nacht-Gehende" (nach Ström) bis "die zum Kampfe Ausziehende" (nach Gering) oder "Himmelskörper" (nach Grimm). Vielleicht auch "Begleiterin der Sonne", was sich in den Mythen sonst nirgends belegen lässt.
Skadi
- Riesin aus der Bergwelt, gute Jägerin und Skifahrerin. Bezug zu den Bergen und zum Winter. Weiblicher Gegenpart zu Ullr.
- Sie ist mit Njörd unglücklich verheiratet und lebt im Haus ihres toten Vaters Thjazi in Thrymheim. Als Wiedergutmachung für die Tötung des Vaters wird Skadi in die Reihen der Asen aufgenommen.
Sjöfn, Siofna, Sjoefna
"Die siebte heißt Sjöfn; sie sucht die Gemüter der Menschen, der Männer wie der Frauen, zur Zärtlichkeit zu wenden, (und) nach ihrem Namen ist die Liebe Sjafni genannt."
[Gylfaginning 35]
- Göttin, die den Sinn der Menschen auf die Liebe wende
Snotra
"Die dreizehnte ist Snotra; sie ist weise und feinsinnig: nach ihr heißen alle snotur, sowohl Männer als Frauen, die klug und feinsinnig sind."
[Gylfaginning 35]
- Snotra (an. "die Kluge") ist klug und von gutem Benehmen
Sól
"Ein Mann hieß Mundilfari, er hatte zwei Kinder. Sie waren hold und schön: da nannte er den Sohn Mani und die Tochter Sol, und vermählte sie einem Manne, Glenur genannt. Aber die Götter, die ihr stolz zürnte, nahmen die Geschwister und setzten sie an den Himmel, und hießen Sol (Sonne) die Hengste führen, die den Sonnenwagen zogen, welche die Götter, um die Welt zu erleuchten, aus den Feuerfunken geschaffen hatten, die von Muspelheim geflogen kamen. (Die Hengste hießen Arvakur und Alsvinnur, und unter ihren Bug setzten die Götter zwei Blasebälge, um sie abzukühlen, und in einigen Liedern heißen sie Isarnkol). Mani (Mond) leitet den Gang des Gestirns und herrscht über Neulicht und schwindendes Licht."
[Gylfaginning 11]
- Sól (an. "Sonne") ist eine der Asinnen, im Grunde aber die personifizierte Sonne
- In der nord.-germ. Mythologie ist die Sonne weiblich, der Mond (Mani) männlich
- Für die Verehrung der Sonne sind in der Bronzezeit zahlreiche Belege zu finden (Felsritzungen, Sonnenwagen von Trundholm); Sonnenkult
- Göttin Sunna im Zweiten Merseburger Zauberspruch
- Sonnensymbolik im kultischen Kontext; Sonne wird von Pferden über den Himmel gezogen (Sonnenwagen) oder bewegt sich auf einem Schiff (Sonnenbarke); hier vielleicht die Vorstellung der nächtlichen Fahrt nach Sonnenuntergang durch die Unterwelt, um am nächsten Morgen wieder am Horizont zu erscheinen. Die Vorstellung des Sonnenschiffs eventuell eher in Küstennähe, Sonnenwagen mehr im Landesinneren
Syn
"Die elfte ist Syn, welche die Türen der Halle bewacht und denen verschließt, welche nicht eingehen sollen; ihr ist auch der Schutz derer befohlen, die beim Thing eine Sache in Abrede stellen, daher die Redensart: Syn [Abwehr] ist vorgeschoben, wenn man die Schuld leugnet."
[Gylfaginning 35]
- Syn (an. "Verweigerung") eine Asin, die als Bewacherin der Türen fungiert
Tamfana
Siehe eigene Seite.
Thrud
- Thruðr (an. "Kraft, Frau") ist die Tochter Thors und auch der Name einer Walküre
- Thrud oder -trud wird oft als zweiter Namensbestandteil bei Frauen verwendet; Gertrud, Ortrud, Adeltrud, Altrud, Hiltrud usw.
Var, Vár, Várar
"Die neunte ist Var; sie hört Eide und Verträge, welche Männer und Frauen zusammen schließen und straft diejenigen, welche sie brechen."
[Gylfaginning 35]
- Var (an. "Geliebte") ist für die Verträge zwischen Frauen und Männern zuständig.
- Wahrscheinlich von várar für Verträge
- In der Þrymskviða 30 (Thrymskvida "Lied von Thrymr" ) ist es Vár, welche die Ehe weiht (wird oft falsch ins Deutsche übersetzt):
30. Þá kvað þat Þrymr, þursa dróttinn:
"Berið inn hamar brúði at vígja,
lekkið Mjöllni í meyjar kné,
vígið okkr saman Várar hendi."
30. Da hob Thrym an, der Thursenfürst:
"Bringt mir den Hammer, die Braut zu weihen,
legt den Mjöllnir der Maid auf die Knie
weiht uns zusammen mit der Hand der Vár."
Vör
"Die zehnte ist Vör, sie ist weise und erforscht alles, so daß ihr nichts verborgen bleibt; daher kommt die Redensart, daß manches gewahr werde, wenn man es in Erfahrung bringt."
[Gylfaginning 35]
- Vör (an. "die Vorsichtige") ist weise und vorsichtig, daß ihr nichts entgeht.
Verweise
Ich will den Gott nicht, der den Frieden gibt, ich will den Gott nicht, der in Mauern wohnt, ich will den Gott nicht, der unsichtbar thront, ich will den Gott nicht, der das Recht verschiebt. Ich will den Gott nicht, der die Demut lohnt, ich will den Gott nicht, der den Sklaven liebt, denn ich bin Herr, vor meiner Faust zerstiebt alles, was seine falsche Milde schont! |
Ich will den Gott im grünen Eichenkleid, ich will den Gott, der dumpf im Donner schreit, ich will den Gott, der lichten Lenz mir bürgt, und will den Eisgott, der die Sonne würgt, ich will den Gott, der Blitzes Peitsche schwingt, der meines heil'gen Waldes Sturmlied singt. [R. Hohlbaum, 'Wittekind'] |
Seiteninfo: 1.Autor: Stilkam | 2.Autor: ING | Weitere Autoren: - | Stand: 20.03.2020 | Urheberrecht beachten!