Externsteine
Der Artikel spiegelt die Situation um die Jahrtausendwende wider. Neuere Entwicklungen (Zelt- / Feuerverbot) bzw. Forschungsergebnisse sind nicht berücktsichtigt. |
Lage und Beschreibung
Die Externsteine sind knapp 40m hohe Sandsteinfelsen im nördlichen
Teutoburger Wald in der Nähe des Städtchens Horn / Bad Meinberg, also ungefähr
zwischen Detmold und Paderborn.
[Google Earth]
Zu dieser Seite habe ich eine Galerie-Seite mit eigenen Fotos (350KB). Weitere Fotos finden sich auf der Seite des 2006er Sommerlagers.
Die Felsen gehören zu einer Kette, deren Entstehung in die Kreidezeit (vor
ca. 70 - 130 Mio. Jahren) datiert wird. Sie wurden durch tropische Bedingungen
im Tertiär vom Regen ausgewaschen. Diese Kette tritt im Talgrund zu Tage und
ist in verschiedene Einzelfelsen (davon 5 große) zergliedert. Da das Eis
während der Eiszeiten nie bis an die Steine reichte, blieben sie von der
Zerstörung verschont. Neben den Felsen ist ein künstlicher Teich angelegt
worden, durch den ein Bach (die Wiembeke) fließt (1836, restauriert nach dem
Zweiten Weltkrieg).
Die älteste Abbildung ist ein Stich des Holländers Elias van Lennep von 1663
(in 2 Kopien im Staatsarchiv und in der Landesbibliothek in Detmold). Dort ist
der Bereich vor Fels 1 bis 3 als festungsähnlich bebaut dargestellt.
Die Einzelfelsen
Fels 5, der zweite links der Straße im Nordosten, steht noch ziemlich im Hang versunken. An seiner Nordostseite glauben manche, ein Wotansgesicht erkennen zu können. Es besteht tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Goldbrakteaten aus dem 5. Jahrhundert. Mehr dazu beim Gezeitenkreis.
Für Fels 4 (links neben der Straße, die zwischen den Felsen
hindurchführt) ist ein ausbalancierter Stein auf der Spitze
("Wackelstein") charakteristisch, der 1813 mit Eisenhaken gesichert
wurde, da er sich nicht herunterstürzen ließ. Der Sage nach wurde der Fels vom
Teufel dorthin geschleudert, der das Wirken der Christen an den Steinen
unterbinden wollte. Aber durch die "Macht des christlichen Kreuzes"
sei er in dieser obskuren Position gehalten worden.
Auf der Vorderseite von Fels 4 prangt ein Wappen, dort angebracht im
Jahr 1835.
Die Straße ist eine alte Fernstraße, die vom Paderborner "Hellweg"
zum Wesertal führt.
Fels 3 liegt direkt rechts der Straße, Richtung Teich. Auffallend ist die schön herausgearbeitete und zu verschiedenen Zeiten erneuerte Treppe ("Treppenfels"), die zu einer Plattform hochführt. Entlang der Treppe finden sich Inschriften, so z.B. die am "Schildbogengang". Dort kann man lesen, daß ein Graf zu Bentheim hier im Jahr 1600 ein Frühstück abhielt. Am Fuß dieses Felsens ist die "Ratsbank" zu sehen, eine bankähnliche Herausarbeitung von 4m Länge und einer Breite von 40cm. Sie steht funktionell eventuell in Verbindung mit der "Kanzel" vor Fels 2.
Fels 2 ist von der Plattform auf Fels 3 aus über eine Brücke zu erreichen. Dies ist der auffallend schmalste Fels, der von der Seite gesehen auch das Gesicht eines Mannes zeigt. Die Brücke führt direkt in die Höhenkammer. Dort gibt es auch eine aus einem separaten Fels gehauene Nische mit kleinem Altar, über dem sich ein künstlich geschaffenes Loch im Fels befindet. Durch dieses kann man den Sonnenaufgangspunkt zur Sommersonnenwende sehen (bzw. den nördlichsten Stand des Mondes). Ein Pfeiler in dieser Kammer trägt ein Menschengesicht ("Atlanter", "Wotan"). Vom trichterförmigen Fenster gegenüber der Brücke schaut man direkt auf Fels 1. Durch das am Fenster angebrachte Gitter werden Geldmünzen auf die im Fensterbogen erhaltene Felssubstanz geworfen. Es sind links von der Altarnische noch 3 Stufen erhalten, die einst wohl auf das Plateau dieses Felsens führten, wo sich ein viereckiges Loch (27 x 26cm) befindet, das eventuell als Verankerung für etwas diente.
Zwischen Fels 2 und 1 befindet sich ein freier Platz, der vermutlich als früher Siedlungsplatz diente. Nebenbei vermutet man auch, daß hier einst eine Kapelle stand. Die Grafen zu Lippe bauten später hier einen steinernen Turm, von dem nur noch eine recht steile Treppe übriggeblieben ist, die zu Fels 1 hinaufführt. Zwischen beiden Felsen führt ebenfalls eine natürliche, aber von Menschen erweiterte Passage hindurch, die heute abgesperrt ist.
Fels 1 (direkt am Teich) hat ein recht großes Plateau, von dem sich eine sehr gute Rundsicht bietet. Der kleinere, vorgelagerte Fels (mit christlichem Terminus "Sakristeifels" genannt) hat ebenfalls ein Plateau, das 1666 abgeflacht wurde, heute aber nicht mehr öffentlich zugänglich ist. Auf der Vorderseite von Fels 1 ist das berühmte Kreuzabnahme-Relief zu finden, das 3,5 x 5m groß ist.
Das Relief zeigt Nicodemus und Josef von Arimathia bei der Kreuzabnahme
Jesu. Viele Diskussionen ranken sich noch immer um das Objekt, auf dem
Nicodemus steht. Es wird als abgeknickter Baum oder Stuhl gedeutet. Im unteren
Bereich des Reliefs erkennt man einen großen Drachen (Mischung aus Vogel und
Schlange), der zwei knieende Figuren umringt: rechts ein nackter Mann mit Bart,
links eine bekleidete Frau. Dieser untere Bereich erscheint deutlich
verwitterter als der obere Bereich.
Im unteren linken Bereich des Reliefs mündet ein Luftschacht, der aus der
"Kuppelgrotte" kommt.
Fels 1 besteht weiterhin aus künstlich geschaffenen Räumen,
deren größter hinter dem Relief liegt. Die Türen zu diesen Räumen sind
normalerweise verschlossen. Über der Tür rechts vom Relief
("Adlertür") ist als Hohlbild ein Adler (oder Taube) abgebildet,
dessen Bedeutung unbekannt ist. Daneben ist eine weitere, größere Öffnung zum
Hauptraum. Dieser Raum ist ca. 3 x 10m groß. Dort findet sich eine schwer
deutbare Inschrift, die die Jahreszahl 1115 u.Z. nennt. Darunter ist eine
Fratze zu sehen, die als "Eselsgesicht" bezeichnet wird. Im Boden
findet sich ein Becken, dessen Vertiefung künstlich erweitert wurde. Seine
Bedeutung ist unbekannt, es gibt jedoch einige Deutungsversuche.
Im kleineren Raum ("Nebenraum") findet sich eine Zeichnung an der
Wand, die eine Art Galgen darstellt. Die zwei Komponenten sehen Yr-Runen des
Armanen-Futhark ähnlich. Dieses Zeichen ist u.a. auch auf mittelalterlichen
Richtschwertern überliefert.
Links neben dem Kreuzabnahmerelief ist die sogenannte "Petrustür",
neben der eine Figur aus dem Fels gehauen ist, die eine Art Hammer in der Hand
hält (Schlüssel nach christlicher Deutung). Von dort führt die
"Petrusnische" durch "Kuppelgrotte" und
"Korridor" zum Hauptraum.
Um die Ecke von Fels 1 (unzugänglich durch Teich) ist eine runde
Auswaschung, die "Teufels Arschloch" genannt wird. Auch hier deutet
der Name des Teufels darauf, daß eine heidnische Kultstätte christlich in
Besitz genommen wurde.
Rechts unterhalb des Reliefs und nah am Teichufer findet sich ein Felsblock
("Sargstein / Grabfels / Einweihungsstein"), in den eine Treppe und
ein Felsgrab eingehauen ist. Die halbkreisförmige Höhlung erinnert an
mediterrane Katakomben, einer anderen Deutung nach an römische Umgangstempel
aus dem Rheinland. Im Innern befindet sich eine körperähnliche Aushöhlung.
Bartelt ist zu
entnehmen, daß diese Grabform bis ca. 1200 u.Z. in ganz Europa sehr verbreitet
gewesen sei. Heute ist leider die Erdaufschüttung fast auf gleicher Höhe wie
das Grab, so daß die zweite, tiefere Felsabstufung vor dem Grab nicht mehr zu sehen ist.
Forschungsgeschichte
Christliche (= Standard-)Deutung
Viele Forscher gehen davon aus, daß die Geschichte der Externsteine erst um
1100 u.Z. beginnt - und zwar als rein christliche Stätte. Herausragend
ist hier Mundhenk mit seinem vierbändigen, von mehreren Autoren als
"subventioniert" bezeichneten Werk, in dem er die christliche Deutung
vertritt (Johannes Mundhenk, Forschungen zur Geschichte der Externsteine, Bd. I - IV,
Lemgo 1980 - 83). Er geht dabei auf Literatur zwischen 1823 und 1974 ein.
Demnach kaufte das Paderborner Kloster Abdinghof 1093 die Steine
("Agisterstein") von einer Adelsfamilie. Danach, so wird angenommen,
begann eine Bautätigkeit, bei der z.B. der Hauptraum ausgehauen bzw. erweitert
wurde, das Kreuzabnahmerelief gemeißelt wurde (und zwar oberer und unterer
Teil) und man eine Kapelle zwischen Fels 1 und 2 erstellte. Die
Grundrisse der Kapelle wurden 1934 freigelegt, als
Prof. Julius Andree an den
Externsteinen forschte. Daneben wurden
Scherben aus dem 4. - 8. Jahrhundert gefunden. Leider ist die
Grabungsdokumentation seit 1945 verloren; auch die Scherben wurden nie der
Öffentlichkeit vorgestellt (s. dazu auch die germanisch-heidnische Deutung).
Dann, im Jahr 1115, wurde die Anlage (oder aber ein bestimmter Altar) vom
Paderborner Bischof Heinrich (gest. 1127) geweiht (also als Deutung der
Inschrift im Hauptraum in Fels 1). Damit begann dann wohl die
christliche Nutzung, vermutlich durch Mönche / Einsiedler. Ein Dokument von
1366/67, die "früheste, gesicherte Urkunde" (Niedhorn),
nennt das "reclusorium Egesterenstein", was auf eine
christliche Eremitage hindeutet. 1385 werden dann eine "capella
reclusorii" (die eigentliche Kapelle) und "inclusoria" (der
Wohnbereich der Einsiedler, vermutlich die Räume) genannt; 1469 wird ein Eremit
namentlich erwähnt.
Nach dieser Deutung ist das Kreuzabnahmerelief im 12. Jahrhundert entstanden. Die konkurrierende Theorie ist die, daß das Relief aus der Karolingerzeit im 9. Jahrhundert stammt. Diesen Nachweis, daß das Kunstwerk in Beziehung zu Karls Sachsenkriegen steht, führen z.B. Matthes / Speckner. Demnach sei das Relief zwischen 816 und 822 entstanden, wonach die Mönche nach Corwey an der Weser umgesiedelt seien. Ob nun 9. oder 12. Jahrhundert - generell bedeutet "christliche Deutung" aber, daß geleugnet wird, daß es ein älteres, heidnisches Felsbild gab, über das das Kreuzabnahmerelief geschlagen wurde und was z.B. durch den stärkeren Verwitterungszustand des unteren Bereichs angedeutet wird.
Interessant, aber vermutlich unsinnig, ist die Deutung, nach der an den Externsteinen ein
"Klein-Jerusalem" entstehen sollte. Danach sollen Felsgrab, Hauptraum
und Höhenkammer Nachbildungen vom Grab Jesu, der
"Kreuzauffindungsgrotte" und der Golgatha-Kapelle sein. Aber auch
dies ist als sehr unwahrscheinlich anzusehen, da es möglich ist, die genannten
Objekte auf frühere Epochen zu datieren.
Auf die weiteren Details der christlichen Geschichte der Externsteine gehe ich
hier nicht ein, da sie für mich irrelevant sind und auch von anderen Autoren
glaubhaft widerlegt wurden.
Ebenso lasse ich die letzten Jahrhunderte aus, in denen verschiedene Adelige
hier und da etwas gebaut haben, was meist wieder verfiel. Der interessierte
Leser kann eine Zusammenfassung bei Bartelt
finden.
Gegen die germnisch-heidnischen Deutungen (s.u.) wandten sich Alois Fuchs ("Im Streit um die Externsteine"; Paderborn 1934), der einen vorchristlichen Kult als wahrscheinlich erachtete, aber Höhlen, Felsgrab und Höhenkammer in spätere Zeit datierte und speziell die Deutung als 'vorchristliches Gestirnsheiligtum' ablehnte, ebenso Friedrich Focke ("Beiträge zur Geschichte der Externsteine"; Stuttgart / Berlin 1943), der auf die fragliche Methodik der Andreeschen Grabungen hinwies. Auch deuteten diese beiden die Galgenzeichnung im Nebenraum als ebensolche, während sie bei Teudt ein Runenzeichen und bei Hermann Wirth "Zeichen des vorwintersonnenwendlichen Heilbringers und Gottessohnes" war.
Die christliche Deutung versucht Niedhorn zu widerlegen.
So hält er die Kaufurkunde von 1093 für völlig wertlos, da sie vermutlich gefälscht und als
Beleg nicht geeignet sei. Weiterhin hält er die Weiheinschrift von 1115 für eine
Fälschung, da er auf der Basis seiner Untersuchungen zur Gesteinsbearbeitung feststellte,
daß auf einer Flächenbearbeitung aus dem 14. Jahrhundert logischerweise keine
Inschrift aus dem 12. Jahrhundert zu finden sein könne.
Das Kreuzabnahmerelief ordnet Niedhorn in seinem 1990 erschienenen Werk "Untersuchungen
am Kreuzabnahmerelief an den Externsteinen. Datierung mittels Kompositionsanalyse. Lösung
ikonographischer Probleme" (Frankfurt/Main (Haag + Herchen) einem byzantinischen Bildhauer
zu. Die Figur in der "Petrusnische" deutet Niedhorn als mittelalterliche (Um-)Gestaltung
einer vorgeschichtlichen Skulptur (vermutlich La-Tène-Zeit).
"Esoterische" Deutung
Hierzu kann und möchte ich nicht viel sagen. Bei dieser Deutung -
vornehmlich durch Privatforscher - werden die Externsteine in Verbindung mit
Atlantis und der Cheopspyramide genannt. Vorreiter dieser Auslegung ist Walther
Machalett (Die Externsteine, Das Zentrum des Abendlandes, Die Geschichte der
weißen Rasse; Maschen (Hallonen), 1970).
Hierunter fallen auch geomantische und radioästhetische Untersuchungen.
Hier noch eine Textprobe von W. Langewiesche:
"... gehören die Externsteine in jene große Gruppe von
Monumentalheiligtümern ..., die ... auf ein Urheiligtum, einen
natürlichen Berg oder Fels eines gemeinsamen Urvolkes hinweisen ... Heute läßt
sich überblicken, daß die Irminsul selbst, der säulenartige Mittelfels ... das
Urheiligtum war ...
Hier lag Walhall, die Riesenfelsenhalle mit dem hocherbauten Saal [des
Hymirliedes], hier war ... Uratlantis ... Hier an den Externsteinen war
Urtroja, Urrom, Urbabilon, das Thule der Quiche-Indianer ... und der Germanen,
das Paradies der Bibel ..., das Bolotu (Paradies) der Polynesier, der Stein der
Weisen, die Arche Noah usw. ..."
W. Langewiesche (Link s. Seitenende)
Prähistorische Deutung
Daß die Externsteine eine vorgeschichtliche Anlage darstellen, ist häufig zu beweisen versucht worden. Diese Forschungen sind ein wichtiger Kontrapunkt zur christlichen Deutung. Herangezogen wurden dabei die wenigen Fundobjekte sowie die Bearbeitungsspuren an den Felsen. Die Fundsituation ist sehr mager. Anhand einiger Flintabschläge kann man darauf schließen, daß um 9000 v.u.Z. vermutlich Rentierjäger hier siedelten oder zumindest kurz verweilten.
Auf astronomische Berechnungen verweist Niedhorn.
Demnach datieren die Autoren Immel und Urban die
Höhenkammer auf ca. 1700 v.u.Z. Ihre Funktion sei eine Sonnenwarte gewesen. In
Niedhorns Buch gibt es eine Zeichnung der Abmessungen der Höhenkammer, in die
zwei Peillinien eingetragen sind. Beide führen durch das "Sonnenloch" (s. Foto mit Kind oben links),
wobei eine auf den Sonnenaufgang zur Sommersonnenwende hinweist und die andere
auf das Nordostextrem der Mondbahn.
In dem Zusammenhang gibt es auch die Deutung des Namens als
"Eggesternsteine" ('Sternsteine an der Egge',
Teudt), also den Hinweis darauf, daß hier
eine Beobachtung der Himmelsobjekte stattfand. Der Teutoburger Wald wurde Egge
oder Osenegge / Osning (= Asengebirge?) genannt.
Weiterhin sind Niedhorns
Untersuchungen zur Bearbeitungstechnik an den Felsen interessant. Der Autor
basiert sein Werk auf der unterschiedlichen Bearbeitung des Sandsteins in
verschiedenen Epochen, also die Verwendung von steinernen, eisernen und
stählernen Geräten. Er konnte an den Externsteinen Spuren von steinernen Picken
feststellen, die er in die Jungsteinzeit datiert. Dazu gehört z.B. die
Außenseite des "Sonnenlochs" in der Höhenkammer, aber auch Spuren an
einem separaten Felsbrocken, der hinter den Steinen auf dem Boden liegt. Dieser
Brocken muß einst den ältesten Aufgang von Fels 3 zur Höhenkammer
dargestellt haben.
Das bedeutet nun aber, daß die Höhenkammer dieser Deutung nach vorgeschichtlich
ist und bildet die Grundlage für die Annahme, daß von dort oben die Gestirne
beobachtet wurden.
Allerdings schrieb Kurt Oertel im Eldaring-Forum, daß
er Niedhorns Theorien intensiv mit Fachleuten diskutiert habe und deshalb zum Ergebnis gekommen sei,
daß es "Unsinn" sei, an den Bearbeitungsspuren die Art des Werkzeuges ablesen zu wollen.
Germanisch-heidnische Deutung
"So ist die ganze, den Externstein betreffende
Forschungsgeschichte bisher ein Streit um Irrtümer und Halbwahrheiten, der mit unzulänglichen
Mitteln ausgetragen wurde, und bei dem es etlichen Beteiligten nicht darum
ging, die Wahrheit herauszufinden, sondern ausschließlich darum, ihre
ideologische, durch die Gegenpartei gefährdete, Position zu halten und die in
der Sache nicht urteilsfähige Öffentlichkeit dafür zu gewinnen."
Niedhorn
Hermann Hamelmann und Wilhelm Dorow sprachen sich als Erste dafür aus, daß die Externsteine ursprünglich eine heidnische Anlage waren. Ersterer, Pfarrer in Lemgo, sah in Karl dem "Großen" den Begründer der Wallfahrtsstätte Externsteine (= Einnahme des heidnischen Bezirks). Dorow nannte die Steine 1820 einen "Hauptgötzensitz der Deutschen".
Darauf baute G.A.B. Schierenberg in seinen Werken "Deutschlands Olympia oder: Vom Gottesgericht über Roms Sieggötter" und "Externstein zur Zeit des Heidentums in Westfalen" (1879) auf. Für ihn waren die Steine der deutsche Olymp. Die Hauptgrotte deutete er als Wohnort einer germanischen Seherin (vor Veleda), während er Fels 2 als dem Gott Tuisto geweiht sah. Unter dem römischen Feldherr Varus sei dann aus den Steinen ein Mithrastempel geworden, was Arminius gestört habe, so daß er zum "Religionskrieg" (Varusschlacht, 9 u.Z.) aufgerufen habe. Nach Arminius Sieg sei dann die Irminsul auf Fels 2 errichtet worden.
Doch ein Mann wird am ehesten mit dieser Deutung in Zusammenhang
gebracht: Wilhelm Teudt. Hier
ein paar Details seiner Ergebnisse:
Das Relief stamme aus heidnischer Zeit, was man am unteren, stärker
verwitterten Teil (Mann, Frau, Drachenwesen) noch erkennen könne. Das
Kreuzabnahmebild sei in karolingischer Zeit einfach über das alte Bild
gemeißelt worden. Karl der "Große" wird als Zerstörer des Heiligtums
angesehen. Der abgeknickte Baum im Relief sei die
gestürzte Irminsul, was auf eine These aus Teudts Umfeld zurückgeht (Dr.
Koerner). Aus dem Felsgrab wurde ein symbolischer Sarg, der kultischen Zwecken
diente, weswegen man an den Sargwänden viele runische Zeichen und auch das
Thorshammerzeichen finden könne. In der Hauptgrotte sollen Wintersonnenwenden
gefeiert worden sein. Die Höhenkammer ist nach dieser Deutung eine Sonnenwarte
(siehe Ausführungen zur prähistorischen Deutung). Teudt vermutete, daß der
Altar einen "Schattenstab" nach babylonischem Vorbild trug. An diesen
Schattenstab knüpfte er dann noch eine mystisch-energetische Deutung. Weiterhin
bezog Teudt das Umfeld der Steine in seine Spekulationen ein, so daß in
Pörtners kritischen Worten das
"Endprodukt ... ein visionär geschautes Wunschgermanien von erhebender
Einfalt" war. Woher bezog Teudt seine Informationen? Er habe "aus der
angeborenen geistigen Erbmasse seines germanischen Blutes ... in unterbewußtem
Erinnern diese ganze geistige Schau gewonnen" (zit. nach
Pörtner).
Das Hohlbild über der Adlertür wird u.a. so gedeutet, daß hier ein "Geistwesen" dargestellt wurde, das in Beziehung zu Wintersonnenwendfeiern im Hauptraum steht (Langewiesche).
Was die Irminsul, die heilige Säule der Sachsen, die Karl der
"Große" 772 zerstörte, angeht, so ist angenommen worden, daß diese
Säule entweder in der Vertiefung über der Höhenkammer verankert war
(Schierenberg, s.o.) oder daß der komplette Fels 2 die "Irminsul"
darstellt, da er so schlank ist (W. Langewiesche). Gegen die "Verankerungsthese"
spricht laut Niedhorn die
Tatsache, daß die Vertiefung auf der Höhenkammer
nicht tief genug für große Objekte ist.
Sowohl Teudt als auch Schuchhardt sahen
die Irminsul als mit den Steinen verknüpft. Siehe hierzu auch das Kaptiel über die
Irminsul und die "Erfindung" eines "völkischen" Symbols in Weißmann.
Mit der Deutung des ganzen Felses 2 als "Irminsul" würde zusammenpassen,
daß auch angenommen wurde, daß die Seherin Veleda in der Höhenkammer
wohnte. Dazu wird Tacitus herangezogen (Hist. IV, 65), bei dem es heißt:
"Sie wohnte in einem hohen Turm und ein von ihr dazu ausgewählter
Verwandter überbrachte die Fragen und Antworten wie der Mittelsmann einer
Gottheit." Hingewiesen wurde auf die Besonderheit des 'hohen Turms', was
keine Germanen-übliche Wohnstätte war.
Ein von den Germanen gekapertes römisches Rheinschiff wurde als Geschenk für
Veleda "zur Lippe hinaufgeschleppt". Das alles fand um 70 u.Z. statt.
Auf einem Stich von Frisch (1750) wird Fels 2 "Veleda-turris" genannt.
Dieser Stich ist bei Nemenyi abgebildet, dort "nach Frisch" genannt. Darüber sind "Urnen und Waffen" abgebildet, die an den Externsteinen gefunden worden sein sollen. Nemenyi baut darauf seine These, daß Fundmaterial der Öffentlichkeit vorenthalten wurde / werde, da die christliche Kirche ein Interesse daran habe. An diesem Ort sei auch ein Hünengrab gefunden worden, dessen Deckstein aber mit Erde bedeckt worden sei, damit die Besucher leichteren Zugang zu den Steinen hätten. Zu den Ausgrabungen unter Prof. Andree sagt Nemenyi, daß Hitler kein Interesse an "germanischen Funden" gehabt hätte, da er sich der Unterstützung der Kirchen für seine Kriegspläne sicher sein wollte. Von daher sei Andrees Fundmaterial zensiert worden. Ich halte diese Theorie für sehr gewagt, kann sie aber weiter nicht beurteilen. Interessant ist der o.g. Stich mit dem klar zu erkennenden Steinbeil und der Urne auf jeden Fall. Diese Funde würden auf eine jungsteinzeitliche Nutzung deuten. Nemenyi schreibt:
"In dieser christlichen Landschaft will man ein heidnisches
Heiligtum nicht haben. Aus diesem Grunde habe ich hier auch einen alten Stich
als Abbildung verwendet, denn er beweist, daß hier Urnen gefunden wurden, und
er nennt den Felsen mit der Sonnenwarte nach der großen Völva 'Veledaturm'."
Nemenyi
Auf diese Grabungen von Andree bezieht sich auch Teudt. Man fand die oben schon erwähnten Scherben und in einer Schicht darunter Sandsteinschutt von der Bearbeitung der Felsen. Da man die Scherben auf vorchristliche Zeit datiert, müsse auch die Bearbeitung der Felsen in größerem Umfange vorchristlich sein.
Der schon oben erwähnte Niedhorn
hat auch zur keltisch-germanischen Zeit Ergebnisse vorzuweisen, die manches
bisher Ausgeführte stützen. Die Arbeiten bzw. die Anwesenheit von
Kelten zur La-Tène-Zeit (um 500 v.u.Z.) weist der Autor v.a. durch Bezugnahme
auf den Mittelwert der Ergebnisse
einer Thermolumineszenz-Altersabschätzung durch Prof. Dr. W. Schlosser
nach. Mit diesem Meßverfahren kann man grob nachweisen, wann das Gestein zum
letzten Mal Feuereinwirkung ausgesetzt war. Geprüft wurde die Feuerstelle im Nebenraum der
großen Grotte und das Gewölbe der "Kuppelgrotte", die Niedhorn
als Brennkammer mit Zuluftkanal (nicht "Lichtschacht"!) deutet. Diese Brennkammer
deutet er vorgeschichtliche Kremationsanlage: "Vom Aushauen der Räume durch
Mönche des Abdinghof-Klosters kann keine Rede sein!" (Niedhorn).
Bewegt man sich vom Mittelwert weg zur älteren Zeitgrenze der Untersuchung, dann kommt
man in den Bereich der von Immel und Urban erwähnten Jahreszahl 1700 v.u.Z. für die
Höhenkammer. Auch das Arkosolgrab (der Grabfels) mit dem auf ihm befindlichen
Podest ist laut Niedhorn in die La-Tène-Zeit zu datieren. Im Sommer 2005 wurde von
der Abteilung Archäometrie der Uni Heidelberg ebenfalls Gesteinsmaterial mit dieser
Luminiszensmessung untersucht. In der Filmdoku Mit Schwert und Kreuz
gibt einer der Forscher an, die Brandspuren belegen eine Nutzung um 800 (u.Z.) "oder früher".
Für die germanische Zeit in den ersten Jahrhunderten u.Z. findet Niedhorn folgende
Beispiele: Das Adlerrelief an der "Adlertür" zur Hauptgrotte, das
große "Runenzeichen" in der Nebengrotte sowie die Rückwand
des bankähnlichen Podestes vor Fels 3. Zwischen dieser Felsbank und der "Rednerkanzel"
vor Fels 2 sieht Niedhorn einen Nutzungszusammenhang.
Wenn nun aber die Ergebnisse der Thermoluminiszenzmethode wahre "Höllenfeuer"
belegen, wie der Spiegel schrieb,
die zwischen 1500 v.d.Z. und 500 u.Z. brannten, dann wäre allerdings damit 'bewiesen',
daß in germanischer Zeit dort nichts mehr passierte ...
1933 wurden die Externsteine zum Deutschen Nationalheiligtum erklärt.
Der Vorsitzende der neugegründeten Externstein-Stiftung war der Reichsführer
SS, H. Himmler, dem u.a. die 'formlose Art' nicht gefiel, mit der sich Besucher
an den Steinen aufhielten. [Da hätte er mal im Jahr 2000 zur Sommersonnenwende
die ganzen Multikulti-Heiden mit ihren Paletten Hansa-Pils dort erleben müssen ...]
Er schlug deshalb die Anfertigung einer Broschüre
und den vorherigen Besuch einer Ausstellung vor, damit die Besucher vorbereitet
zu diesem heiligen Ort kommen würden.
Die SS-Organisation "Ahnenerbe" kümmerte sich ab 1936 um die
Externsteinforschung. Der Stellung als Nationalheiligtum entsprach ein großes,
hölzernes Schild vor den Steinen, auf dem "Haltet Ruhe am Heiligtum der
Ahnen" stand.
Fazit, heutige Bedeutung
"Die Lehre, daß sämtliche Spuren von Bearbeitung an den
Externsteinen ausnahmslos aus christlicher Zeit stammen, ist 1945 in
entsprechendem Gleichklang mit der zeitüblichen Entgermanisierung unseres
Geschichtsbewußtseins ... vielfach vorgetragen worden, und zwar als
«wissenschaftliche Erkenntnis».
B. Kummer
Die Deutung der Externsteine als vorwiegend bis ausschließlich christliche Anlage muß widerrufen werden. Die Externsteine stellen sich als vorgeschichtliche Anlage dar, die ab der Jungsteinzeit herausgearbeitet wurde. Keltisch-germanische Bearbeitung läßt sich ebenfalls für einige Jahrhunderte vor und nach unserer Zeitrechnung feststellen. Demnach endete die heidnische Epoche an den Steinen mit der Einnahme selbiger durch Karl den "Großen". Er ließ bei seinem dreitägigen Aufenthalt an den Steinen vermutlich die Höhenkammer (also eventuell die Spitze der "Irminsul") zerstören, wovon großflächige Abspaltungsspuren an der Vorderseite von Fels 2 künden.
Nach der Einnahme sollten die Externsteine eine christliche Stätte werden.
Davon zeugt insbesondere das Kreuzabnahmerelief, das vermutlich genau wie die
Petrusfigur über ein früheres Relief gehauen wurde. Die Tatsache, daß bei
Maria der Kopf fehlt und dem auf der abgeknickten Irminsul-Darstellung stehenden
Nicodemus die Beine zerschlagen wurden, deutet
Niedhorn als Widerstand der
Bevölkerung gegen die christliche Vereinnahmung ihres Ortes. Darauf sei auch
der Weggang der Mönche und die Klostergründung an der Weser zurückzuführen.
Schröppe analysierte den Namen "Nikodemus",
der sich aus griech. nikan = siegen und demos = Volk zusammensetzt. Der "besiegte
Volksglaube" sollte zum Ausdruck kommen, deshalb steht Nikodemus auf der Darstellung
der geknickten Irminsul.
In der heutigen Zeit sind die Externsteine zu einer Art "Wallfahrtsort" vieler Heiden
geworden, sie sind quasi wieder in heidnischen Besitz genommen worden.
Die Gründe, die Menschen an diesen
Ort ziehen, dürften sehr vielfältig sein. Fakt ist, daß "die
Steine" eine großartige Naturkulisse darstellen, die den Geist auf Höheres
richtet. Sie sind de facto prädestiniert für eine kultische Bedeutung.
Interessanterweise haben indianische Besucher an den Steinen diesen eine
besondere "Kraft" attestiert.
Überall an den Steinen trifft man auf runische Zeichen, die in den Fels geritzt wurden. Oft handelt es sich dabei um Runen aus der Armanenreihe. Gerade zur Wintersonnenwende werden in viele kleine Nischen der Felsen Teelichter gestellt, was in der Nacht eine herrlich mystische Atmosphäre schafft. Zur Sommersonnenwende sind meist sehr viele Heiden an den Steinen, die unterschiedlichsten Traditionen enstammen. Allerdings ist seit 2010 das Zelten, Lagern, auch das Anzünden von Feuern verboten, was sich, wie man in Foren lesen kann, schon auf die Anzahl der Anreisenden Besucher negativ auswirkt. Die Stadt Horn-Bad Meinberg will mit dieser Maßnahme vor allem gegen die "Besauf-Parties" vorgehen. Es heißt, daß spirituell inspirierte Menschen nach wie vor die Erlaubnis haben sollen, auch die Jahreskreisfeste an den Externsteinen zu begehen.
Verwendete Literatur:
Ahnenerbe Stiftung, Antifaschistische Zeitung NRW, Bartelt, Catwork Productions, Döbler, Ernst, Freund, Gezeitenkreis, Graichen, Langewiesche, Luczyn, Martenstein / Bezjak, Nemenyi, Niedhorn, Pörtner, Ström, Sünner, Teudt, Wolfer
Seiteninfo: 1.Autor: Stilkam | 2.Autor: ING | Weitere Autoren: - | Stand: 20.03.2020 | Urheberrecht beachten!