Asatru-Sommerlager 2006
Bericht
Am Sonntag (6.8.06) sind wir vom 1. Asatru-Sommerlager [asatru-sommerlager.de] zurückgekehrt. Eine herrliche Woche mit insgesamt 30 Teilnehmern (18 Erwachsene, 12 Kinder, davon 93% Mitglieder des Eldarings bzw. VfGH) liegt hinter uns. Ich will nun versuchen, hier die wichtigsten Sachen zusammenzufassen. Die angesprochenen Dinge sind meine persönliche Sichtweise. Der Samstag, 29.7., war der Anreisetag. Man traf sich auf dem Hofgut Stammen [hofgut.de] zwischen Kassel und Höxter. Der Hof bietet allerlei touristische Attraktionen und verschiedene Unterkunftsmöglichkeiten, wovon wir Ferienwohnungen und Zeltwiese belegten. Ab dem Nachmittag trudelten die Leute ein und stellten sich vor. Nach dem ersten gemeinsamen Essen folgte noch ein Begrüßungssumbel, bei dem die meisten die Erwartung einer schönen und interessanten Woche ansprachen. Da es am Sonntag schon morgens sehr heiß war, wurde erst einmal in der Diemel gebadet. Die Diemel ist ein kleines Flüßchen, das sich über mehr als 100km von ihrem Quellgebiet bis zur Mündung in die Weser bei Bad Karlshafen durch die Landschaft schlängelt. Der Sprung in die doch recht kalten Fluten kostete einiges an Überwindung. Der Sonntag war ein allgemeiner Aufwärm- und Ankommtag. Viel wurde nicht unternommen. Ich war mit Daniel vom ER beim Bogenschießen. Leider hatten unsere eigenen Bögen nicht mehr ins Auto gepaßt, aber der 34-Pfund-Compound-Bogen, den wir liehen, war auch eine gute Erfahrung. Am Montag hatten vor allem die Frauen und Kinder Rita von der Speckstein-Kreativwerkstatt entdeckt. Bei ihr konnte man aus Speckstein in verschiedenen Größen Objekte herausarbeiten. Besonders beliebt war der Thorshammer. Am Nachmittag stand die erste gemeinsame Unternehmung an: eine Kanufahrt auf der Diemel über ca. 4 Stunden. Wir liehen die Kanus auf dem Hofgut von Kanu-Schumacher [kanu-schumacher.de]. Nach der ernsthaft-spaßigen Einweisung verteilten wir uns auf die Boote und ruderten Diemel-abwärts Richtung Helmarshausen. Zweimal mußte umgetragen werden. Trotz vieler jovialer Bemerkungen über das Kentern ging alles gut, mal abgesehen davon, daß das Steuern gelernt sein will und so manches Kanu ungewollt Uferkontakt hatte. Unser Jüngster saß vorne im Kanu und rief unermüdlich: "Rudert, Männer!" Am Abend wurde zum ersten Mal ein Lagerfeuer entzündet, das fortan den Tagesausklang signalisierte und die Leute beim Hörnchen (*hüstel*) Met vereinte. Für den Dienstag hatten wir einen gemeinsamen Ausflug zu den Externsteinen geplant, wo wir uns gegen 14 Uhr trafen. Diejenigen, die sich mit den Steinen auskennen, trugen für die anderen ihr Wissen zusammen. Natürlich bestiegen wir die Felsen, sahen uns Felsengrab und die Externsteinquelle an. Dann kam Donar mit einem Gewitter und so starkem Regen, daß fast alle völlig durchnäßt wurden. Trotzdem schmeckte dem einen oder andern noch das Eis beim Felsenwirt. Ich war sehr glücklich über die Exkursion zu den Steinen, da mein jüngster Sohn noch nicht dort war. Abends wurde dann gemütlich im Zeltlager gegrillt. Der Mittwoch war wieder ein eher ruhiger Tag. Intensiv wurde an den Specksteinkreationen weitergearbeitet, meine Frau versuchte sich unter Anleitung am Malen, ich bespaßte die Kinder usw. Am Spätnachmittag kamen alle zu einem Ritual zusammen, das Haimo, Thilo und ich vorbereiteten. Wir feierten das Schnitterfest, das sonst zumindest in der Ritualpraxis des VfGH keinen großen Stellenwert hat, hier jedoch dazu diente, ein Thema für alle zu haben. Das Ritual wurde grob an der Ritualstruktur des VfGH ausgerichtet. Die Ernte wurde thematisiert und Anrufungen für Thor, Freyr und Sif gesprochen. Das Ritual klang mit einer Sumbelrunde aus. Danach griff Thilo eine schöne "Erfindung" der Berliner Blotgemeinschaft auf: das Sippenältestensumbel. Dabei trafen sich im Anschluß an das gemeinschaftliche Ritual die jeweiligen Sippenältesten zu einem speziellen Sumbel um das Thema Wohlergehen der Sippen / Familien. Am Abend saßen wir wieder am Lagerfeuer beisammen, Varustot spielte Gitarre und der Kesselmeister [kesselmeister.de/serendipity] war auch kurz zu Besuch. Am Donnerstag war wieder "Fahrtag". Über ca. 120km ging es zum Opfermoor bei Niederdorla. Ein wahrhaft geschichtsträchiger Ort - beginnen doch die Funde dort im 6. Jhd. v.u.Z. und die Menschen opferten dort noch im 10. / 11. Jhd. u.Z. - welch eine Zeitspanne! Das kleine Museum erklärt die wichtigsten Dinge, leider gibt es keine gute Broschüre, die alle Fakten zusammenfaßt. Wichtiger ist jedoch das Freigelände, in dem mehrere Hütten und ein Langhaus nachgebaut wurden. Hier faszinieren speziell die aufgrund der Bodenfunde errichteten "Heiligtümer", Opferstätten, Altäre. Müde saßen alle wieder am Lagerfeuer und das Horn kreiste abermals. Der Freitag begann mit Arbeit: Aufgrund einer Fehlplanung des Hofgut-Betreibers mußten wir unsere Zeltwiese räumen und auf eine benachbarte umziehen. Alle packten mit an, so daß auch das große Gemeinschaftszelt schnell umgesiedelt war. Wir flachsten darüber, daß wir hier mal kurz die Völkerwanderung nachspielen. Nach dem gestrigen Tag im Auto wurde heute mal wieder ein wenig "abgehangen". Ich sage nur "Speckstein". Mit Jörn war ich beim Bogenschießen, wo ich auch den Kindern den Umgang mit dem Bogen zeigte. Andere wanderten zur Burg in Trendelburg; die ersten Teilnehmer mußten schon abreisen. Abends dann unser gemütliches Feuer und - ja, ihr wißt schon - Met. Irgendwie intuitiv machten wir schon an diesem Tag unser Abschlußsumbel, wobei die Wortbeiträge davon erfüllt waren, wie schön die Woche war, wie gut die Gemeinschaft funktionierte, wie toll das Erlebte war und - ganz einfach - wie wohl man sich gefühlt habe. Der Samstag lief ruhig an. Mittags fuhren wir in den nahegelegenen Wildpark Sababurg [tierpark-sababurg.de], wo es in weiten Freigehegen vielerlei zu sehen gibt. Besonders beeindruckend die Greifvogelflugschau. Zuerst wurde mit Sakerfalken begonnen, dann kamen die Harris Hawks, Mäusebussard und am Ende der Weißkopfseeadler, der nur 50cm über den Köpfen der Zuschauer flog, wie auch die Schneeeule Oskar, die die Kinder nachher noch streicheln durften. Wenn ich schrieb, daß wir schon am Vorabend das Abschlußsumbel machten, dann zeigte sich heute, daß das richtig war. Die Eldaringmitglieder waren alle auf einer Hochzeit im nahegelegenen Höxter und auf unserer Nebenwiese feierte eine Hochzeitsgesellschaft lautstark, so daß Varustot seine Gitarre heute eingepackt lassen konnte. Mit den Kindern wurde am Lagerfeuer Stockbrot gebacken. Erst nach Rückkehr der ERler fand sich langsam und mit Anlaufschwierigkeiten eine Lagerfeuerrunde ein. Daß wir gerade am Abschiedstag des Lagers so "zerfahren" waren, fand ich persönlich sehr schade. Die Stimmung wurde ein wenig durch Feuergaukler (die "Feuerbarden") gehoben, die die Hochzeitsgesellschaft unterhielten. Unsere Zugabe-Rufe wurden von der anderen Zaunseite höhnisch mit "Wer zahlt denn hier wohl!?" kommentiert, doch wir ließen es uns nicht nehmen, den Gauklern mit einem Horn voll Met zu danken (Dank an Haimo für diesen guten Einfall). So dämmerte der Sonntag, der 6.8., unser Abreisetag. Packen, Abschiednehmen, Heimfahren. Was bleibt? Alle waren sich darüber einig, daß es eine herrliche Woche war, für die zunächst den Veranstaltern, Haimo und Daniel, gebührlich gedankt werden muß. Gedankt muß jedoch auch den Teilnehmern werden, die sich trotz Anfeindungen und Nörglerei im Vorfeld dazu entschlossen, zum Sommerlager zu kommen. Für mich persönlich war einer der schönsten Momente, als eine Person mir sagte: "Da kommt man mit gemischten Gefühlen zum Sommerlager und stellt fest, daß der S. eine ganz sympathische Person ist, mit der man sich richtig gut unterhalten kann." Danke dafür. Und wer jetzt "Lust auf Sommerlager" hat, dem sei gesagt, daß es Überlegungen gibt, ein solches im Jahr 2008 zu wiederholen. Natürlich ist nicht alles immer glatt gelaufen, es gab speziell zum Thema "Wer zahlt wann seinen Finanzbeitrag?" einige Diskussionen, die man vermutlich nur durch eine straffere Planung und rigorosere Ansagen vermeiden kann. Aber das konnte letztlich das Treffen nicht trüben - schließlich lernt man daraus für kommende Lager.
Fotos
Hier meine Fotos (Auswahl). Solche zum besuchten Opfermoor Oberdorla finden sich auf dieser Seite.
Seiteninfo: 1.Autor: Stilkam | 2.Autor: ING | Weitere Autoren: - | Stand: 20.03.2020 | Urheberrecht beachten!