Tage, Monate, Jahre
Jahreszählung
Um Eigenständigkeit und historisches Bewußtsein zu dokumentieren, wählen manche Heiden eine
von der heute üblichen Zeitrechnung "nach Christus" abweichende. Dabei rechnen die
einen "nach Stonehenge", weil dieser berühmte Steinkreis als besondere Leistung der
frühen Menschen gilt. Die Germanische Glaubensgemeinschaft, eine völkisch-religiöse
Gruppe vom Anfang des 20. Jahrhunderts, setzte hierfür das Jahr 1800 v.Chr. an.
Ebenfalls aus dieser Zeit stammend, rechneten die "Nordungen" und die
"Nordische Glaubens-Gemeinschaft" nach Irminsul - sie gingen davon aus,
daß 1850 v.Chr. die heilige Säule der Sachsen auf den
Externsteinen errichtet wurde.
Der Odinic Rite zählt
nach der "runic era", hebt hier also die Runen
als besondere Kulturleistung unserer Vorfahren heraus. Da der Ursprung der Runen in
die Mitte des dritten, vorchristlichen Jahrhunderts gelegt wird, beginnt die Runic Era (r.e.) 250 v.Chr.
Somit war das Jahr 2000 n.Chr. das Jahr 2250 r.e. Weitere heidnische Gruppierungen benutzen noch
andere Daten - vorgeschlagen war der Beginn des Zuges der Kimbern und Teutonen (als Zeitpunkt,
zu dem die Germanen ins Licht der dokumentierenden Zeitgenossen traten) oder auch das
Jahr 9 n.Chr., das Jahr der Varusschlacht. Dieses Datum der "Befreiung vom
römischen Joch" wurde z.B. Anfang des vergangenen Jahrhunderts von der "Deutschgläubigen
Gemeinschaft" eingeführt.
Manche Heiden ersetzen aber lediglich das "vor" bzw. "nach Christus" durch
ein "v.d.Z." und "n.d.Z.", was vor bzw. nach der Zeitenwende bedeuten soll.
(Im Englischen wird dies zu "bce." (before current era) und "ce." (current era).)
Man kann auch "v.u.Z." sowie "u.Z." schreiben, "vor unserer Zeit" /
"unserer Zeit". Ich verwende auf diesen Seiten "v.d.Z."
und "u.Z.".
Monate
Die heute gebräuchlichen Monatsnamen sind römischen Ursprungs. So gehen Juli und August auf die Kaiser Augustus und Julius Cäsar zurück. Wie oben schon erwähnt, war der siebte Monat im römischen Kalender der September, weswegen auch Oktober, November und Dezember nach den entsprechenden Zahlen benannt sind. In heidnischen Kreisen werden die Monate üblicherweise durch alte deutsche Bezeichnungen ersetzt. Hier folgt eine Tabelle mit den Entsprechungen. Ich verwende die hervorgehobenen ahd. Namen.
Karl der Große hat am ehesten eine negative Berühmtheit dadurch erhalten, daß er mit "starker Hand" das Christentum einführte. Doch wenige wissen, daß er sich um die Muttersprache bemühte und die uralten Lieder sammeln ließ, wie Einhard über Karl berichtet. So benannte er auch die Monate des Jahres mit deutschen – d.h. fränkischen – Namen.
Römischer Monat | Bedeutung | Althochdeutsch | Fränkisch | Bedeutung (u.a. nach Kluge) |
---|---|---|---|---|
Januar | eventuell: altitalischer Gott Janus, der Doppelgesichtige, der mit einem Gesicht ins neue, mit dem anderen ins alte Jahr schaut. | Hartung (hartimanod) | wintarmanoth | Hart im Sinne von kalt, gefroren; harte Winterszeit, kältester Monat, Wintermonat |
Februar | von lat. februare = reinigen. In der zweiten Hälfte des Monats fanden die Reinigungs- und Sühnopfer für Lebende und Tote abgehalten wurden. Der Februar war der letzte Monat des altrömischen Kalender (daher auch die kürzere Dauer). | Hornung (hornung) | hornungmanoth | "horn" im Sinne von "Winkel", hier: der im Winkel statt im Ehebett Gezeugte, der Bastard, was darauf verweist, daß der Hornung als kürzester Monat "aus der Reihe tanzt". Nach anderer Deutung verweist Horn auf das Gehörn bzw. Geweih der Rehe und Hirsche, das diese im Frühjahr abwerfen. |
März | römischer Kriegsgott Mars; der erste Monat des römischen Kalenders | Lenzing / März (lenzo (Frühling) / marzeo) | lenzinmanoth | von westgermanisch "langa-tin": Frühlingsbeginn in dem Sinne, daß die Tage (Suffix -tin) nun wieder länger (langa) werden. |
April | eventuell nach der gr. Göttin Aphrodite benannt (lat. Venus) | Ostaramond (ostarmanod) | ostarmanoth | Zusammenhang mit eventueller germanischer Frühlingsgöttin Ostara. Zusammenhang mit Osten, der Himmelsrichtung der Morgenröte (eventueller Göttin der Morgenröte). Hier vielleicht auch ein Zusammenhang der Zeit des Tagesanbruchs mit der christlichen Liturgie. Siehe auch Ausführungen zum Ostarafest. |
Mai | Benannt nach Jupiter Maius, dem Wachstum bringenden Gott. | Wonnemond (wunni- oder winnimanod) | winnemanoth | Weidemonat, "Wonne" (Winne) hier in der alten Bedeutung als "(Laub)Weide", nach Kluge erst später umgedeutet auf die moderne Bedeutung von Wonne. |
Juni | römische Göttin Juno | Brachet | brachmanoth | Das Wort leitet sich von der Brachephase bei der Dreifelderwirtschaft ab. Eventuell ist damit gemeint, daß zu dieser Zeit die Brachfelder umgepflügt wurden (bracha = Umbrechen des Bodens). |
Juli | Benannt nach Julius Cäsar, der die Kalenderreform im römischen Reich durchführte | Heuert (von hou(wi), hewi = Heu) | hewimanoth | Monat der Heuernte, das Wort ist mit "hauen" verbunden, dem niedergehauenen (= gemähten) Gras |
August | Benannt nach Kaiser Octavian "Augustus" (der Erhabene) | Ernting | aranmanoth | Monat der Getreideernte (aran = Ernte) |
September | 7. (septem) Monat im römischen Kalender | Scheiding (von skeidan = scheiden) | witumanoth | Scheidemonat = Trennung zwischen warmen Sommer- und kalten Wintermonaten? / witu = Holz |
Oktober | 8. (octo) Monat im römischen Kalender | Gilbhard | windumemanoth | Die Blätter werden gelb (= vergilben). "windume" zu windema (lat. vindemia) = Weinlese. |
November | 9. (novem) Monat im römischen Kalender | Neblung (von nebul = Nebel) | herbistmanoth | Nebelmonat / Herbstmonat |
Dezember | 10. (decem) Monat im römischen Kalender, der letzte Monat des 304 Tage dauernden Mondjahres, das im März begann. Im 365 Tage dauernden Mondsonnenjahr wurde er zum 12. Monat (incl. Januar und Februar). | Julmond | heilagmanoth | Monat des Julfestes. Die ahd. Bezeichnung heilagmanoth kommt von heilag = heilig, mit Heil versehen. |
Wochentage
Unsere heutigen Wochentagsnamen sind das beste Beispiel für das Überleben der germanischen
Götter. Noch heute, nach 2000 Jahren Christentum, gehe ich am Tage Donars
zur Arbeit oder am Tage Tyrs.
Zwei Wochentage tragen den Namen von Sonne und Mond. Die Bedeutung des Samstags ist nicht ganz geklärt.
Interessant ist jedoch, daß der Wotanstag ganz neutral als "Mittwoch" bezeichnet wird.
Hier wird vermutet, daß christliche Machthaber den Namen des obersten / einflußreichsten
germanischen Gottes aus den Tagesnamen verbannen wollten.
Die Germanen kannten keine Sieben-Tage-Woche. Diese stammt aus Mesopotamien, von wo sie sich im Orient und
Mittelmeerraum verbreitete. Sie baut zum einen auf einer Teilung des Mondzyklus in 4 x 7 Tage, zum anderen
auf der Heiligkeit der Zahl 7 bei den Babyloniern, die mit den damals bekannten 7 "Wandelsternen"
(Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn) korrelierte - und von diesen wiederum rühren die
Namen der sieben Wochentage her. Gemäß der Gleichsetzung römischer Götter mit germanischen
entstanden dann die germanischen Namen der Tage. Die Parallelisierung der römischen mit den germanischen
Götternamen für die Wochentage war bereits im 4. Jhd. u.Z. vollzogen. Es gibt keine
urgermanischen Wörter für die Wochentage. Zu den Wochentagen gibt es im Volksglauben noch
Überlieferungen, die teils auf die zugrundeliegenden germanischen Götter zurückgefürht
werden können; mehr dazu bei Schuppener.
Lateinisch | Deutsch | Schwedisch | Bedeutung |
---|---|---|---|
dies Solis - Tag der Sonne | Sonntag | söndag | Tag der Sonne (Sunna) |
dies Lunae - Tag des Mondes | Montag | måndag | Tag des Mondes (Mani), ahd. Manatag, erhalten im Dialekt als 'Määntig' |
dies Martis - Tag des Mars | Dienstag | tisdag | Tag des Tiu, Ziu / Er, Ero (= Tyr) (allemannisch: Ziestag, teils bayrisch: Ertag) |
dies Mercurii - Tag des Merkur | Mittwoch | onsdag | Tag des Odin / Wotan; (Wonsdach / Gudnesdag) |
dies Iovi - Tag des Jupiter | Donnerstag | torsdag | Tag des Thor / Donar |
dies Veneris - Tag der Venus | Freitag | fredag | Tag der Frija / Frigga - nicht Freya! |
dies Saturni - Tag des Saturns | Samstag / Sonnabend | lördag | 1) Waschtag? (ON: Laugadagr). 2) Tag des Saturn (engl. Saturday, mittelniederdts. saterdach) 3) von griech. Sambaton zu 'Sambaztag'? 4) Deutung als "Sabbathtag", also dem letzten Tag der Woche. Der Sonntag ist damit der erste Wochentag, der Mittwoch hätte seine Stellung in der Mitte wieder. |
Seiteninfo: 1.Autor: Stilkam | 2.Autor: ING | Weitere Autoren: - | Stand: 20.03.2020 | Urheberrecht beachten!