"The dark, quiet wooden enclosure, hot and damp with löyly, is not
only womblike, but also recalls the trees from which humans had their first birth and
the great tree which will hide Líf and Lífþrasir within its bark through the fires
of Ragnarök. It is one of the finest places to sit and sink within one's self, thinking
on matters of the soul. (...)
In its wholeness, from ice and fire woven together, the sauna recreates
the process of the worlds's making - though one can also see it as a little Ragnarök, through
which the bather is remade and reborn cleaner, stronger, and fairer than before."
[K. Gundarsson]
Sauna
Hinweis: Im Text erwähnte Bücher, Produkte u. weitere Verweise finden sich hier.
Allgemeines
Sauna (finnisch), Bastu (schwedisch), Sweat-Lodge (indianisch) - diese Begriffe umschreiben eine Art Mischung aus Badehaus und Schwitzhütte, die auf dem Prinzip beruht, den menschlichen Körper abwechselnd Hitze und Kälte auszusetzen.
Die Sauna war ursprünglich eine einfache, saubere Badehütte mit engem Bezug zum bäuerlichen Alltag. Sie stand oft an einem See oder Fluß, so daß frisches Wasser vorhanden war; zudem konnte man den Raum heizen. So wurde sie denn nicht nur zum Baden genutzt, sondern auch zum Trocknen von Fleisch oder Getreide, zum Räuchern oder Fermentieren von Malz, zum Wäschewaschen. Frauen bekamen ihre Kinder in der Sauna und Heiler übten ihre Tätigkeit dort aus.
Die Sauna in ihrer heutigen Bedeutung macht jedoch die Erzeugung von Dampf aus, der
finnisch löyly genannt wird.
Löyly ist ein finnisch-ugrisches, vielleicht 7000 Jahre altes Wort. Es bedeutete wohl auch
einmal Geist und Leben.
Heiler machten sich diesen Dampf zu Nutze: In der Sauna steigt die Herzfrequenz an,
Atmung und Kreislauf werden verbessert, der gesamte Metabolismus wird stark angeregt, der Blutdruck
hingegen durch Weitung der Gefäße gesenkt.
Oft faßt man die Wirkung der Sauna so zusammen, daß der
Körper gestärkt und der Geist beruhigt wird. In Verbindung mit der folgenden
Abkühlung wird der ganze Körper abgehärtet. Durch die Hitze weiten sich auch
die Hautporen, der Schweiß kann in Strömen fließen und nimmt Schmutz und
abgestorbene Hautpartikel mit sich.
Die Steine auf dem Saunaofen, durch deren Hitze der Dampf erzeugt wird, werden auch als Relikt eines
Altars verstanden, den man sich so wie die germanischen Hörgr
vorstellen kann.
Zum geistigen Aspekt schreibt Gundarsson: "The process of enduring the sauna's heat and the cold bath afterwards also strengthens the soul and the will as well as the body. (...) In the Teutonic tradition, health and strength of the body mean just as much as health and strength of the soul (...) Thus, regular exercise followed by the fine care given to the body by the sauna should be a part of every Northern wo/man's life whenever possible."
Beheizt wurde die Sauna traditionell nur einmal in der Woche. Ob Frauen und Männer sie gemeinsam aufsuchten, wird unterschiedlich berichtet. Für den getrennten Saunabesuch spricht die Tatsache, daß auch "Lebensrituale" (Lebenskreisrituale) in ihr abgehalten wurden und diese sind oft geschlechtsspezifisch. Es ist jedoch nicht falsch, die Sauna als einen zentralen Ort anzusehen: Der Mensch wurde in ihr geboren und die Leichenwaschung fand auch wieder dort statt! Auch von der (nichtchristlichen) "Taufe" der Kinder (durch Besprenkeln mit Wasser) las ich.
Die Geburt in der Sauna war in Finnland bis zum 2. Weltkrieg üblich. Oft blieben die Frauen für eine ganze Woche in der Sauna und wurden dort von anderen Frauen versorgt. Dann erfolgte das Ritual, bei dem das Kind feierlich ins Wohnhaus getragen wurde, wo der Vater den Sprößling zum ersten Mal zu Gesicht bekam.
"Die Sauna ist die Apotheke der Armen. Kranke wurden dort geheilt und der größte Teil
unserer Vorfahren wurde dort auch geboren. Die Sauna war der Ort, an den sich die
werdende Mutter vor dem Lärm des Alltags zurückziehen konnte und wo sie Schutz fand vor
Neid und Fluch ihrer Mitmenschen und übernatürlicher Kräfte. Die Sauna war ein heiliger
Ort. In der Sauna wurde das Kind zum Mitglied der Gesellschaft gemacht und die als unrein
erachtete Mutter wurde gereinigt und in ihre früheren Funktionen wiedereingesetzt. An
diesen Tätigkeiten durften Männer nicht teilnehmen, so daß die Kindsauna auch als
Wiege der alten finnischen Frauenkultur bezeichnet werden kann.
Die Sauna eignete sich hervorragend zur Behandlung vieler Leiden und Krankheiten. Hier
konnte man sich ungestört von anderen auf die Behandlung konzentrieren. Da sich eine
ganze Reihe von Glaubensvorstellungen mit der Sauna verband, war der Patient vielleicht
auch durch seine Gemütsverfassung besonders aufnahmebereit für die Behandlung. Daß zum
Beispiel das Schröpfen in Finnland bis heute als Heilmittel lebendig ist, ist einzig
auf die Sauna zurückzuführen. Die vielen Zaubersprüche allerdings, derer man sich früher
bei der Behandlung in der Sauna bediente, sind inzwischen neueren Heilmethoden gewichen.
Glücklicherweise wurden sie seinerzeit in großer Zahl aufgeschrieben und so wissen wir
zum Beispiel, mit welchen Worten Liebeskummer oder andere Leiden in der Sauna behandelt
wurden. Durch diese Zaubersprüche eröffnet sich ein einzigartiger Einblick in die
Gemütslandschaft unserer Vorfahren. Schon Christfried Ganander notiert in seiner
Mythologia Fennica den Zauberspruch über die Entstehung des Aufgusses, aus dem hervorgeht,
daß die Schutzgöttin der finnischen Sauna Auteretar heißt."
[ ]
Es gibt verschiedene Arten der Sauna - je nach Betreibernationalität, Art der
Beheizung, Höhe der Luftfeuchtigkeit usw.
Die finnische Sauna ist durch eine nicht zu hohe Temperatur und hohe Luftfeuchtigkeit gekennzeichnet,
wohingegen die Schweden offenbar große Hitze und sehr geringe Luftfeuchtigkeit lieben.
Die älteste Form der Sauna ist die Rauchsauna: Zentral wurde in der Saunahütte ein
Feuer entzündet, dessen Rauch durch ein Loch im Dach abzog. Diese Sauna war bis ca.
1920 in Gebrauch und sie wurde in dieser Form vermutlich schon im 7. - 8. Jahrhundert in
Finnland benutzt. Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Saunahütte dann mit Kamin gebaut
und ab ca. 1950 ersetzte ein elektrischer Ofen das Feuer.
Ist die Sauna eine urfinnische Erfindung? Nein, vermutlich nicht. Es gab bei vielen Völker entsprechende Dampfbäder. Das urfinnische Wort für Sauna, Sakna, hat auch im Lappischen eine Entsprechung und bezeichnet dort eine Grube im Schnee, die sich z.B. ein Schneehuhn als Unterschlupf bereitet. Diese Grube wiederum deckt sich mit Funden steinzeitlicher Herdstellen (Feuergruben), die aber größer als üblich sind, so daß vermutet wird, daß sie zum Erhitzen von Steinen (für ein Dampfbad?) dienten. Charakteristisch für die finnische Sauna ist, daß im Prinzip zwei Traditionen verschmolzen: das reine Heißluftbad und das Dampfbad. Die "finnische Sauna" heutiger Saunaanlagen hat meist eine Temperatur von um die 90° und eine hohe Luftfeuchtigkeit.
Über die Bedeutung der Sauna ist vieles geschrieben worden, man sollte sich am besten mal die Literatur zum Thema ansehen. Man kann sagen, daß die Sauna zu unterschiedlichen Zeit sehr verschieden betrachtet wurde: Vom Badehaus zum Dampfbad, von der Glorifizierung im finnischen Nationalepos Kalevala bis hin zum Rückgang ihrer Bedeutung im Zusammenhang mit der Industrialisierung.
"Durch das finnische Nationalepos Kalevala (1835, 1849) bekam die Schilderung von Sauna
und Saunabad ihren festen Platz in der Literatur. An die Braut ergeht der Rat,
nach ihrer Ankunft im Haus des Mannes dafür zu sorgen, daß für Schwiegervater und
-mutter abends die Sauna vorbereitet ist. Vor ihren Heldentaten lassen Lemminkäinen
seine Mutter und Ilmarinen seine Schwester die Sauna heizen. Aino bindet Quaste im
Birkenhain. Im Nationalepos baden und unterhalten sich die Männer; die Frauen sorgen
dafür, daß die Sauna geheizt ist und saubere Kleider bereit liegen. Auf Postkarten mit
Sauna-Motiven wird immer noch dasselbe Kalevala-inspirierte und stark männlich orientierte
Bild vermittelt. Durch seine Forschungen auf dem Gebiet der Volksheilkunde verstand
sich Elias Lönnrot, der Schöpfer des Kalevala, darauf, ein sehr vielseitiges Bild von
der Sauna als einem Ort für Bad, Geburt und Tod und auch Magie und Zauber zu vermitteln.
Durch das Nationalepos wurde eine bleibende Basis dafür geschaffen, daß die Sauna zu
einem zentralen Identitätssymbol werden konnte."
[ ]
Über die Benutzung von saunaähnlichen
Badehäusern bei den Germanen ist allerdings
wenig bekannt. Wir wissen, daß es in der Wikingerzeitfür größere Höfe
üblich war, ein Badehaus zu haben (so z.B. an der Ausgrabungsstelle Jarlshof auf den
Shetland-Inseln nachgewiesen). Boyer
schreibt, daß das Dampfbad bei den Wikingern offenbar
so beliebt war, daß baðstofa heute im Isländischen "gute Stube"
bedeutet!
Weiterhin erwähnt Gundarsson den englischen Kleriker John of
Wallingford mit der die Hygiene betreffenden Aussage, daß die englischen Frauen sich gerne mit heidnischen Wikingern
abgäben, weil diese jeden Samstag badeten und ihr Haar pflegten, was die englischen
Neu-Christen offenbar nicht taten. Bei den Angelsachsen soll die Sauna "Stanbæþ"
geheißen haben - Steinbad. Ich denke, es kann aber gesagt werden, daß die Sauna
nicht die gleiche Stellung bei den Germanen
hatte, wie bei den Finnen. Gundarsson
spekuliert allerdings über die große, gegenseitige Beeinflussung der Finnen und
Nordgermanen - nicht zuletzt gehört die Sauna heute in Schweden ebenso fest
dazu wie bei den Finnen (nur daß sie eben nicht Sauna sondern
"bastu" (Zusammenziehung von "badstuga", Badehütte) heißt). Der
genannte Autor beruft sich auf einen weiteren Forscher, der zumindest "germanischen
Heilern" das Wissen um die Wirkung eines Schwitzbades zugesteht.
Wer heute in die Sauna geht, der wird einen bestimmten Ablauf einhalten. Das kann so aussehen:
Man braucht ca. 3 - 4 Stunden für einen entspannten Saunabesuch. Im
Saunaraum wird man zwei- oder dreimal schwitzen (für je 15 - 20 Minuten). Anfänger sollten
erst einmal die 70°-Räume ausprobieren, in denen meist auch keine Aufgüsse
gemacht werden (also ein Wasserguß auf die heißen Steine, so
daß sich Dampf entwickelt und die Hitze im Raum kurzfristig steigt).
Fortgeschrittene können dann die
Räume mit 90° oder mehr benutzen. Es ist weniger wichtig, darin lange auszuhalten, sondern
man sollte kurz aber heftig schwitzen. Zwischen diesen 2 - 3 Saunagängen ruht man, kühlt sich
im Tauch- oder Schwimmbecken ab, macht Fußbäder usw. Um den Schwitz- und Reinigungsprozeß
zu unterstützen, kann man sich (gegenseitig) auch leicht mir Bündeln aus Birkenreisern
"schlagen".
Interessant wird aber gerade die Kombination von Sauna und Religionsausübung, was weiter unten
noch einmal aufgegriffen wird. Im übrigen: Man kann schon mit kleinen Kindern in die
Sauna gehen. Neulich las ich den schönen Spruch: "Wer in die Sauna gehen kann,
der kann in die Sauna gehen; soll heißen: Kinder, die laufen können, dürfen auf
jeden Fall mit in die Sauna. Wir sind mit unserem Sohn schon in die Sauna, als er ungefähr
10 Monate alt war.
Die folgenden Runen assoziiert Gundarsson mit der Sauna und dem Saunagang: Uruz (Wasser und Dampf), Nauthiz (Feuer, Hitze, Durchhalten), Berkana (die Sauna als solche). Zusätzlich nennt er Isa (Eis), das zu Laguz (Wasser) schmilzt; Kenaz als kontrolliertes Feuer und Fehu als "Urfeuer" (also bei letzterer Rune ganz in Thorssons Tradition).
Im schon erwähnten Werk "Our Troth" beschreibt Gundarsson ein
Sauna-Ritual unter Zuhilfenahme der genannten Runen.
Einen "Anglo-Saxon Heathen Sauna Rite" von Swain Wodening
kann man auf den Seiten der
Angelseaxisce Ealdriht finden.
Wodening leitet den Text mit diesem Zitat von Glosecki (Shamanism in Old
English Poetry) ein:
"Sauna-like sweat baths, too, so important in Amerindian cleansing rites -
were also used by Germanic healers; the technique of bringing water together with
heated rocks to produce the therapeutic steam, called stanbæþ 'stone bath' by the
Anglo-Saxons, is very widespread."
Auch von Ivo Domínguez Jr. findet man im Netz ein Norse Sweat Protocol, Draft 4,
das er zusammen mit Ann Groa Sheffield erstellt hat
Indianische Schwitzhütten
Über indianische Schwitzhütten wissen wir deutlich mehr als über den
Gebrauch solcher Badehäuser bei den Germanen. Laut
Das Schwitzen läuft ähnlich ab wie bei der finnischen Sauna: Die heißen Steine im
Feuerloch werden mit Wasser übergossen, desweiteren werden Heilpflanzen (von denen über
70 bisher nachgewiesen wurden) darüber gestreut.
Interessant ist, daß bei fast allen Stämmen der Schwitzhüttenbesuch mit
Gebeten an den persönlichen Schutzgeist oder auch
den Geist der Hütte selbst verbunden war. Bei den Shuswap glaubte man, daß es sich
bei der Schwitzhütte um eine Art Gottheit handele, die "Großvater"
genannt wurde. Manchmal war es auch üblich, Trommeln und
Rasseln mit ins Innere der Hütte zu nehmen. "Eine Teilnahme am Schwitzverfahren war
vergleichbar mit der Teilnahme an einem religiösen Ritus." (Krüger, Das nordamerikanische ...)
Und so hatte das Schwitzbad auch einen ganz starken Bezug zur Heilung.
Eine lange Liste von Krankheiten wurde von Medizinmännern unter Hinzuziehung des
Schwitzens kuriert. Aber auch hygienische Gründe (eben die Reinigung) spielten eine Rolle.
Speziell im Zusammenhang mit der ersten Menstruation eines Mädchens wurde dieses
bei einigen Stämmen dem Schwitzen ausgesetzt. Es gab weiterhin auch spezielle Menstruationshütten,
die sehr den Schwitzhütten glichen. Wie bei den Finnen auch nahm die Schwitzhütte (bzw.
generell die Behandlung mit Dampf und Wärme) einen wichtigen Platz im Rahmen von Geburten ein.
Die eigentlichen Schwitzbäder (im Alltag) waren aber meist den Männern vorbehalten.
Auch bei der Initiation männlicher Jugendlicher spielten die Schwitzhütte und eine
damit verbundene Einweisung durch ältere Männer eine große
Rolle. Es gab auch "profanere" Nutzungsgründe, z.B. das Wettschwitzen zwischen
verschiedenen Mannschaften. Auch jagdmagische Schwitzhüttenbesuche gab es, da man sich
vorstellte, der Körper könne vom "menschlichen Geruch" gereinigt werden, was
sich positiv aufs Jagdglück auswirken sollte. Auch vor Kriegszügen waren
Schwitzzeremonien und Fasten üblich.
[Herzlichen Dank an Bjorgulf für die Krüger-Texte.]
"Sammle ihre Krankheiten, wenn sie im Bade sind, nimm sie von
ihrem Körper und gib sie den Winden preis."
[Das höchste Wesen 'Old-One' zu Swalu, dem Geist der Schwitzhütte, nach
' ']
"Jos vesi, votkaa, ja sauna ei auta, on tauti kuolemaksi."
[If water, vodka, and sauna don't help, the condition is mortal.]
[Finnisches Sprichwort]
Seiteninfo: 1.Autor: Stilkam | 2.Autor: ING | Weitere Autoren: - | Stand: 20.03.2020 | Urheberrecht beachten!